Lehre gestalten

Lehren in Zeiten von KI (ChatGPT)

zu allen "Lehre gestalten" Beiträgen

Eine unverbindliche und unvollständige, aber hoffentlich hilfreiche Handreichung für Dozierende der HFU

Studierende der HFU wünschen sich einen offenen und wertfreien Umgang mit KI-Tools wie ChatGPT und sehen uns als Hochschule dabei in der Verantwortung, den Umgang damit zu thematisieren und gemeinsam mit ihnen zu trainieren. Tatsächlich ergibt es keinen Sinn, „Studierende so zu unterrichten, als ob es keine Taschenrechner, kein Wikipedia, kein Google gäbe. Und es wird keinen Sinn machen, Studierende so zu unterrichten, als ob es kein ChatGPT gäbe.“ (Fleischmann, 2023, S. 22).

Wie können Sie in Ihrer Lehre mit ChatGPT umgehen? Auf dieser Seite finden Sie dazu hilfreiche Informationen und Tipps.

Mit folgender Tabelle legen wir Handlungen nahe und ordnen diese didaktisch ein.

 

Was tun?

Warum?

Vorführen und zeigen ...

Weisen Sie aktiv auf Werkzeuge wie ChatGPT hin. Nutzen Sie diese live in Ihrer Veranstaltung, um zu zeigen, ob und wie sich diese Werkzeuge als Hilfsmittel einsetzen lassen.

..., um Bewusstsein zu schaffen.

Zeigen Sie, dass Sie wissen, dass es derartige Hilfsmittel gibt und dass Sie sich über damit verbundene Möglichkeiten bewusst sind. Studierenden sollen wahrnehmen, dass Sie sich mit der Thematik auseinandersetzen.

Regeln (er)klären ...

Machen Sie deutlich, ob und wie Werkzeuge wie ChatGPT im Rahmen Ihrer Veranstaltung genutzt werden dürfen.

Erläutern Sie, dass und wie auf den Einsatz unterstützender KI-Werkzeuge in Arbeitsergebnissen hingewiesen werden muss.

..., um für Transparenz zu sorgen.

Wenn die Verwendung von KI-Werkzeugen nicht verhindert werden kann oder soll, dann müssen die Spielregeln klar sein. Sinnvoll kann es z. B. sein, dass Studierende beschreiben, wie sie KI-Werkzeuge bei der Bearbeitung von Aufgaben genutzt haben und/oder die an die KI gerichteten Eingaben (Prompts) zu dokumentieren.

Diskutieren ...

Sofern Werkzeuge wie ChatGPT Ihre Veranstaltung und/oder Aufgaben beeinflussen: Diskutieren Sie mit Ihren Studierenden, in welcher Form diese Werkzeuge eine Hilfe sein können, aber auch, wo die Grenzen liegen (Validität des Outputs, Aktualität, falsche Quellen, Aktionismus am eigentlichen Lernziel vorbei, …).
..., um zu sensibilisieren.

Wenn eine Verwendung von solchen Hilfsmitteln nahe liegt, sollte auf die damit einhergehenden Chancen und Risiken eingegangen werden. Idealerweise wird Studierenden dadurch ein sensibler(er) Umgang mit derartigen Werkzeugen bezogen auf das eigene Fach vermittelt.

Zur Umsetzung genannter Empfehlungen ist Wissen über und Übung im Umgang mit KI-Werkzeugen essentiell.
Gleichzeitig ergibt sich die Notwendigkeit, Abläufe in Lehrveranstaltungen umzubauen und ggf. Lehrziele anzupassen.

Folgende Inhalte gehen näher auf die jeweiligen Punkte ein oder stellen Zugang zu weiteren Informationen bereit.

Übersichtsartikel

Sie suchen einen Überblicksartikel, der Ihnen Antworten auf viele wichtigen Fragen rund um ChatGPT liefert und dabei die wichtigsten Begriffe verständlich erklärt?

Wie funktioniert ChatGPT?

ChatGPT und Ihre Lehre – Reflektieren Sie Ihre Lernziele!

Zunächst sollten Sie sich fragen, ob die Existenz von KI-Werkzeugen wie ChatGPT eine Anpassung Ihrer Lernziele erfordert (Gimpel et al., 2023).

Dabei können Ihnen die folgenden Leitfragen helfen:

  • Welchen Einfluss hat das KI-Werkzeug auf meinen Fachbereich, und wie kann ich diesen Einfluss am besten mit meinen Studierenden thematisieren?
  • Wie kann ich mithilfe des KI-Werkzeugs übergeordnete Fähigkeiten wie kritisches Denken und/oder das Erkennen sowie kritische Prüfen von Informationen bei meinen Studierenden fördern?
  • Werden meine Studierenden in ihrer zukünftigen Arbeitswelt mit KI-Werkzeugen konfrontiert sein, und welche Kompetenzen benötigen sie in Bezug darauf (z.B. Prompt-Engineering, Fähigkeit den Output von KI-Werkzeugen zu beurteilen, ...)?

Sammeln Sie Erfahrung – Nutzen Sie ChatGPT im Lehrbetrieb

Während der Durchführung und Planung von Lehre ergeben sich zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten für ChatGPT. Sie können zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Machen Sie sich mit dem Umgang von ChatGPT vertraut und optimieren Sie dabei Ihre Lehre. Nutzen Sie ChatGPT als "Sparring Partner" und lassen Sie sich bei der Gestaltung Ihrer Lehre unterstützen, zum Beispiel indem Sie ...

  • ... ChatGPT um eine Einschätzung und Ergänzung Ihrer Lernziele bitten. (Zum Insight Eintrag "Lehr-/Lernziele")
  • ... gemeinsam mit ChatGPT Lernmaterialien erstellen (z.B. Fallbeispiele, Beispiele und Gegenbeispiele, Aufgaben und Anleitungstexte dazu, Zusammenfassungen, Checklisten).
  • ... ChatGPT nutzen, um weiterführende Erklärungen zu produzieren bzw. diese zu individualisieren (Schwierigkeitsgrad und Sprachstil anpassen).
  • ... mit ChatGPT Lernzielkontrollen für einen bestimmten Inhaltsbereich generieren (z.B. Fragen für Selbsttests).
  • ... mit ChatGPT Ihre Prüfungsfragen optimieren. Lassen Sie ihre Prüfungsfragen von ChatGPT beantworten, um zu erfahren, welche Antworten ChatGPT auf Ihre Fragen liefert. So können Sie die Formulierung der Prüfungsfragen verbessern und Missverständnissen vorbeugen bzw. mit Hilfe des von ChatGPT generierten Outputs ein Bewertungsschema für offene Fragen erstellen.

Darüber hinaus kann ChatGPT bei vielen Alltagstätigkeiten in Kombination mit Textproduktion eine hilfreiche Unterstützung sein (z.B. E-Mail-Formulierung, Verfassen von Protokollen, Erstellen von Kurs- und Modulbeschreibungen).

ChatGPT und Prüfungen

Die Möglichkeit des Einsatzes von ChatGPT betrifft nicht alle Prüfungsformate in gleicher Weise und viele Prüfungsformen sind wenig bis gar nicht von einem Einsatz von ChatGPT betroffen (z.B. Klausuren unter Aufsicht, mündliche Prüfungen, praktische Prüfungen). Besonders betroffen sind jedoch jede Form von schriftlichen Arbeiten, die unbeaufsichtigt stattfinden, wie beispielsweise Haus- und Abschlussarbeiten sowie andere Text- und Programmieraufgaben.

Es werden derzeit verschiedene Kontrollmechanismen wie beispielsweise eine stärkere Individualisierung von Aufgaben, eine höhere angestrebte "Taxonomiestufe der Lernziele" (Erschaffen statt "nur" Reproduzieren) oder eine Nachkontrolle (Plagiatsprüfungen im klassischen Sinn funktionieren (noch?) nicht, ggf. kann eine mündliche "Prüfung" nachgeschaltet werden) diskutiert (siehe auch Fleischmann, 2023). Am aussichtsreichsten erscheint momentan eine stärkere Prozessbegleitung zu sein. Damit ist gemeint, die Studierenden regelmäßig im Ausarbeitungsprozess zu begleiten, um so sicherzustellen, dass eine entsprechende Eigenleistung stattgefunden hat.

In FELIX finden Sie in der Rubrik "Externer Link wird in neuem Fenster geöffnet:Umgang mit KI" den "Leitfaden zum Umgang mit generativer KI in schriftlichen Prüfungsleistungen" sowie die "Versicherung über redliches wissenschaftliches Arbeiten" (Login notwendig)

ChatGPT und "Rechtliches"

Im Hinblick auf die Nutzung von ChatGPT und die Verwendung von Output in Form von Texten, die mit ChatGPT generiert wurden stehen einige rechtliche Fragen im Raum, so zum Beispiel:

  • Welche Nutzungsrechte habe ich an Texten, die ich mit ChatGPT erstellt habe?
  • Darf ich mich als Urheber:in fühlen, wenn ich einen Text unter Zuhilfenahme eines KI-Werkzeugs geschrieben habe?
  • Verstoße ich – ggf. auch unwissentlich – gegen das Urheberrecht, weil der Output der KI urheberrechtlich geschützte Werke beinhalten könnte?

Diese und ähnliche Fragen lassen sich – wie so oft – nicht immer pauschal beantworten. Es gibt jedoch einige Rechtsgutachten und Einschätzungen, die an dieser Stelle weiterhelfen:

Zum Nutzungsrecht von Texten, die mit Hilfe von ChatGPT verfasst wurden

OpenAI, die Firma die ChatGPT betreibt, räumt den Nutzer:innen in ihren Geschäftsbedingungen alle Recht ein, die am generierten Text-Output entstehen (Fleischmann, 2023).

Zum Urheberrecht von Texten, die mit Hilfe von ChatGPT verfasst wurden

Das "Rechtsgutachten zum Umgang mit KI-Software im Hochschulkontext" (Salden & Leschke, 2023) kommt zu dem Schluss, dass ChatGPT selbst keine Urheber- und Autorenschaft an einem Text beanspruchen kann, da es sich bei ChatGPT nicht um eine natürliche Person handelt. Natürliche Personen dagegen können – auch wenn Sie Texte mit Hilfe von ChatGPT geschrieben haben – Urheber:inn eines Textes sein, sofern sie eine wesentliche Eigenleistung am Text eingebracht haben. Ausschlaggebend ist dabei, dass die wesentliche gestalterische Entscheidung weiterhin durch den Menschen getroffen wurde. Dies bleibt im Streitfall letztendlich eine Einzelfallentscheidung.

Zu eventuellen Urheberrechtsverletzungen von Texten, die mit Hilfe von ChatGPT verfasst wurden

Die Frage, ob ich beim Verfassen von Texten mit Hilfe von textgenerierender KI – ggf. auch unwissentlich – gegen das Urheberrecht verstoße, ist schwer zu beantworten. Dies liegt daran, dass ChatGPT mit einer großen Menge an Texten trainiert wurde, die wiederum urheberrechtlich geschützte Werke beinhalten kann. Aufgrund der Funktionsweise von ChatGPT (erstellt einen Text aufgrund von statistischen Prinzipien und eines randomisierten Algorithmus Wort für Wort) ist es zwar sehr unwahrscheinlich, dass dabei Texte entstehen, die bereits bestehenden Texten wörtlich gleichen, aber auszuschließen ist es nicht.

Zum Datenschutz

Eine anonyme Nutzung von ChatGPT ist nicht möglich (Identifikation via Handynummer) und es ist davon auszugehen, dass neben den üblichen Metadaten auch alle Prompts und Eingaben sowie die generierten Antworten unverschlüsselt gespeichert werden. Die Daten liegen auf amerikanischen Servern und Angaben über die Dauer der Speicherung werden nicht gemacht (Thiede, 2023). Sie sollten deshalb genau abwägen, mit welchen Informationen Sie ChatGPT "füttern" und beispielsweise keine Texte mit Sperrvermerk, internen Informationen oder Daten über Personen oder konkrete Sachverhalte angeben. Sensibilisieren Sie auch Ihre Studierenden für diese Tatsache. Die Nutzung von ChatGPT muss optional sein und Studierende, die ChatGPT aus den genannten Gründen nicht nutzen wollen, darf kein Nachteil entstehen.

Weiterführende Literatur

  • Peter Salden & Jonas Leschke (2023). Didaktische und rechtliche Perspektiven auf KI-gestütztes Schreiben in der Hochschulbildung. Handreichung des Zentrums für Wissenschaftsdidaktik an der Ruhr-Universität Bochum.
  • Dirk Thiede (2023). ChatGPT und der Datenschutz – eine aktuelle Einschätzung

Online-Kurse zu ChatGPT und Hochschullehre

Literaturangaben

  • Fleischmann, A. (2023). ChatGPT in der Hochschullehre - Wie künstliche Intelligenz uns unterstützen und herausfordern wird. In B. Berendt, A. Fleischmann, G. Salmhofer, N. Schaper, B. Szczyrba, M. Wiemer, & J. Wildt (Eds.), Neues Handbuch Hochschullehre. (pp. 1 – 44). DUZ Verlags- und Medienhaus. Online verfügbar unter:
    www.nhhl-bibliothek.de/de/handbuch/gliederung
  • Gimpel, H., Hall, K., Decker, S., Eymann, T., Lämmermann, L., Mädche, A., Röglinger, M., Ruiner, C., Schoch, M., Schoop, M., Urbach, N., Vandirk, S. (2023). Unlocking the Power of Generative AI Models and Systems such as GPT-4 and ChatGPT for Higher Education: A Guide for Students and Lecturers. University of Hohenheim, March 20, 2023. Online verfügbar unter:
    Uni Hohenheim - Generative_AI_and_ChatGPT_in_Higher_Education.pdf
  • Salden, P. & Leschke, J. (2023). Didaktische und rechtliche Perspektiven auf KI-gestütztes Schreiben in der Hochschulbildung. Handreichung des Zentrums für Wissenschaftsdidaktik an der Ruhr-Universität Bochum. Online verfügbar unter:
    HSS-OPUS Uni Bochum - Didaktik_Recht_KI_Hochschulbildung.pdf
  • Dirk Thiede (2023). ChatGPT und der Datenschutz – eine aktuelle Einschätzung

Melden Sie sich gern bei Learning Services!

Sie wünschen sich Unterstützung bei der Integration von ChatGPT in Ihre Lehre?