13.03.2024

Alles fürs Wasser

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Portraitbild von Professor Fath

Prof. Dr. Andreas Fath setzt sich für sauberes Wasser und Gewässerschutz ein – mit spektakultären Projekten. Im Sommer wird er die 1094 Kilometer lange Elbe durchschwimmen. Bild: Tim Kiefer

„Profs im Portrait“: Prof. Dr. Andreas Fath lehrt an der Hochschule Furtwangen und widmet sich seinem Lebensthema Wasser

„Ich weiß, ich bin ein Lügner“, so eröffnet Prof. Dr. Andreas Fath schmunzelnd das Interview, in dem es um seine ganz große Leidenschaft gehen soll. Eigentlich wollte er nämlich längst aufhören. Nach dem Durchschwimmen des Rheins, von der Quelle bis zur Mündung, hatte Prof. Dr. Andreas Fath 2014 eigentlich ausreichend aufsehenerregende Proben gesammelt und durch seine Auswertungen bewiesen, wie stark Gewässer durch Mikroplastik belastet sind. Aber das Thema Wasser, das Schwimmen lässt ihn einfach nicht los. Und so kraulte er 2017 auch durch den gesamten Tennessee River, wies auch dort bis dato nie dagewesene Belastungswerte nach und beriet die inzwischen befreundeten Kollegen der dortigen Universität anschließend beim Aufbau eines ganzen Wissenschaftszentrums zum Thema Gewässerschutz. Im Sommer 2022 war die Donau dran: Begleitet von einem wissenschaftlichen Team an Bord eines Hausboots schwamm Andreas Fath über 2500 Kilometer bis zum Schwarzen Meer. Schon diesen August startet das nächste Projekt: Fath wird die 1094 Kilometer der Elbe durchschwimmen.

„Andere können weit laufen. Ich kann eben gut schwimmen“, sagt der HFU-Professor achselzuckend. „Gut“ heißt während seiner Forschungsprojekte: Acht Stunden am Tag. Als „schwimmender Professor“ ist Andreas Fath längst international bekannt geworden. Nicht nur entlang seiner spektakulären Schwimm-Routen berichteten die Medien über ihn und seine Gewässerschutz-Projekte. Diese Aufmerksamkeit ist eines der Ziele von Faths Mischung aus Wissenschaft und Extremsport. Er will auf Gewässerverschmutzung hinweisen und setzt sich für sauberes Wasser ein, wie und wo auch immer. Ob er in Flüssen schwimmt, Vorträge hält, Filme zu seinen Projekten präsentiert oder Schulklassen die verschiedenen Module seiner „Wissenswerkstatt“ ausprobieren lässt: Immer geht es darum, für den Schutz des Wassers zu sensibilisieren. Für dieses geradezu unerbittliche Engagement wurden Fath und seine gemeinnützige Firma H2Org mehrfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem „Undine Award“.

Andreas Fath gehört ins Wasser, das ist schon sein ganzes Leben lang so. Schwimmen gelernt hat er allerdings eher auf die harte Tour: „Mein Vater hat mich in den Rhein geworfen“, berichtet er lachend, „und wir hatten Glück: Ich bin geschwommen“. Bald danach sei er auch im Schwimmverein aktiv geworden, berichtet Fath. „Da war ich der Langsamste und hab halt einfach so lange gemacht, bis ich der Schnellste war“ - bis ins Bundesliga-Team schwamm er sich. Es wundert nicht, dass Andreas Fath auch seine Frau beim Schwimmen kennenlernte und er heute mit Stolz berichtet, welch talentierte und erfolgreiche Schwimmer seine drei Söhne sind.

Die berufliche Karriere verlief allerdings zunächst nicht ganz so geschmeidig wie das stete Steigern der Zeiten in den Schwimmbad-Bahnen. Fath lebte und trainierte in Heidelberg, wo er auch studierte – Chemie, zunächst in Kombination mit Mathe, dann mit Sport. „Ich wollte eigentlich ins Lehramt, aber damals gab es viel zu viele Bewerber“, erinnert er sich, auf zwei Stellen kamen 180 Bewerbende. Er promovierte in Chemie und wuppte nebenher irgendwie alle gleichzeitig: Das restliche Sportstudium, das Schwimmtraining, abends dann ins Labor und bis nachts die wissenschaftliche Arbeit. Auch das erste Kind wurde – oft mitgenommen in einer Bauchtasche – noch in das Pensum integriert. „Nach meiner Promotion war es dann aber hart, es gab immer noch keine Stellen“, berichtet Fath. Mit viel Glück ergatterte er als Nachrücker eine Stelle beim Karlsruher Institut für Technik (KIT) und arbeitete dort als Chemiker und PostDoc im Bereich Mikrogalvanik. Von dort aus gelang schließlich der Sprung in die Industrie zu Hansgrohe in die Makrogalvanik, Fath zog mit seiner Familie ins Kinzigtal. Für das führende Unternehmen der Bad- und Küchenbranche entwickelte Fath elf Jahre lang ein Patent nach dem anderen. In seinem Sprechzimmer an der HFU stapeln sich heute noch Exponate wie Wasserhähne aus Glas und besondere Armaturenteile. „Der Konkurrenzdruck und die Arbeitsbelastung waren enorm“, berichtet Fath, „und auch die Arbeitsbedingungen ganz anders als heute. Wir haben anfangs noch in Lederschürzen in einer richtigen ‚Dampfküche‘ gewerkelt“, lacht er.

Die guten Kontakte zur Industrie hat Fath mitgenommen, als er als Professor an die Hochschule Furtwangen wechselte. Seitdem widmet er sich seinem Lebensthema Wasser auf wissenschaftlicher Ebene und bereitet vom Campus Schwenningen aus seine aufsehenerregenden Projekte vor und nach. Obwohl Schwimmen eigentlich ein „Quälsport“ sei, komme er davon nicht los, sagt Fath. Auch wenn er nicht trainiert, ist er täglich mindestens eine Stunde im Wasser. „Das tut gut, da ist man nur so bei sich und seinen Gedanken“. Für die Elbe ist Fath jedoch längst wieder dabei, sich die erforderliche Kondition anzutrainieren. Am 17. August soll es im tschechischen Riesengebirge losgehen, rund dreieinhalb Wochen später will Fath Hamburg durchkraulen.

An der HFU kämpft Fath derweil um ein langersehntes Forschungsprojekt, mit dem er Sport, Chemie und Wissenschaft zusammenbringen will. „Transfer und Gründungsinitiative habe ich schon gemacht. Jetzt möchte ich gerne noch einen Doktoranden begleiten“, beschreibt er schon das nächste Ziel. Überhaupt hat Fath sehr genau auf dem Schirm, dass ihm altershalber noch knapp zehn Jahre an der HFU bleiben; in die muss also alles hineinpassen, was er sich vorgenommen hat. „Danach hab ich auch schon eine Vision. Dann verlege ich meine Wissenswerkstatt auf ein wasserstoffbetriebenes Schiff und halte da Vorträge“, sagt Fath. Es klingt eilig, als würde er übermorgen damit auslaufen. „Ich weiß, ich bin irgendwie getrieben“, räumt Fath ein. Dann muss er los – schnell ins Schwimmbad, denn da gibt er abends auch noch einen Kraul-Kurs. Nebenbei.

Profs im Portrait:

In dieser Serie stellen wir die renommierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vor, die an der Hochschule Furtwangen lehren und forschen. Die HFU ist eine Hochschule für Angewandte Wissenschaften; deshalb verfügen Professorinnen und Professoren über langjährige Erfahrung aus der Praxis. Die spannenden Lebens- und Berufsgeschichten stellen wir in loser Reihenfolge vor.