VALID

zu den Forschungsprojekten

Ethische Aspekte digitaler Selbstvermessung im Gesundheitswesen zwi­schen Empowerment und neuen Barrieren

Schrittzähler, Fitnesstracker, Smartwatches, Gesundheits-Apps – das Angebot an Geräten und Technologien zur digitalen Selbstvermessung ist vielfältig und wächst stetig weiter. Insbesondere die digitale Erfassung von Gesundheitsdaten und deren Abgleich mit gesellschaftlich suggerierten Gesundheit- bzw. Fitnessstandards stehen im Interessensfokus vieler Anwender. Das Spektrum reicht dabei von einfachen Fitness- und Lifestyle-Anwendungen bis hin zu zertifizierten Medizinprodukten. Das Projekt untersucht zunächst, wie diese Technologien in gesellschaftliche Entwicklungen eingebettet sind. Anwender sollen vor dem Hintergrund von Diskursen um Eigenverantwortung und Prävention motiviert werden, sich selbstverantwortlich und aktiv um ihre Gesundheit zu kümmern. Eine weitere Forschungsfrage ist die Suche nach neuen Formen der Diskriminierung vulnerabler Personengruppen. Was ist mit Menschen, die z.B. aufgrund chronischer Erkrankung oder Behinderung beeinträchtigt sind? Was passiert, wenn sie diese „Standards“ nicht erfüllen bzw. nicht die Möglichkeit oder die Fähigkeit besitzen, mit modernen Technologien ihre Gesundheitsdaten zu erfassen? Werden diese Menschen in einer „fitten“ Gesellschaft oder gar im Gesundheitssystem systematisch benachteiligt? Wer definiert in Zukunft, welche Körper als „gesund“ angesehen werden und welche Folgen sind damit für Individuen und Gesellschaft verbunden?

Diese und weitere Fragen stehen im Mittelpunkt des Projekts VALID. Das Projekt dient der Erforschung des Zusammenhangs zwischen der numerischen Erfassungsfähigkeit von Körper- und Gesundheitszuständen durch digitale Selbstvermessung und einer sich wandelnden Sprachfähigkeit über Gesundheit in einer genuin ethischen Perspektive. Ziel ist es, zur ethischen und gesundheitspolitischen Bewertung aktueller und zukünftiger Technologien der digitalen Selbstvermessung beizutragen. Das Ergebnis wird eine empirisch informierte und reflektierte Systematik sein, die als Grundlage für einen öffentlichen Diskurs und politische Handlungsempfehlungen nutzbar gemacht werden kann. Um dieses Ziel zu erreichen, erfolgt die Forschungsarbeit im Projekt VALID mit zahlreichen Kooperations- und Projektpartnern.

 

Publikationen

  • Achatz, Johannes/ Selke, Stefan/ Wulf, Nele (2020): Adjusting reality. The contingency dilemma in the context of popularised practices of digital self-tracking of health data, in: Historical Social Research 3 (45).
  • Achatz, Johannes/ Selke, Stefan (2020): Ethik als öffentliche Wissenschaft?! Eine postdisziplinäre Perspektive auf entgrenzte Forschungspraktiken, in: Manzeschke, Arne/ Niederlag, Wolfgang (Hrsg.), Ethische Perspektiven auf Medizin- und Informationstechnik, De Gruyter, Berlin.
  • Achatz, Johannes/ Selke, Stefan (2020): Der Realität auf die Sprünge helfen. Zum Kontingenzdilemma im Kontext von popularisierten Praktiken digitaler Selbstvermessung von Gesundheitsdaten, in: Cappel, Valeska/ Kappler, Karolin (Hrsg.), Gesundheit - Konventionen - Digitalisierung. Eine politische Ökonomie der (digitalen) Transformationsprozesse von und um Gesundheit. Springer, Wiesbaden.
  • Achatz, Johannes (2020): Vom Logos zum Logging. Digitale Selbstvermessung zwischen externalisierter Selbsterkenntnis und digitaler Vulnerabilität, in: Albrecht, Reyk/ Achatz, Johannes/ Güngör, Lena Saniye (Hrsg.), Kritisches Jahrbuch der Philosophie, Würzburg: Königshausen & Neumann.
  • Selke, Stefan (2019): Externer Link wird in neuem Fenster geöffnet:Leben im kalkulatorischen Modus. Metrische Kulturen zwischen Selbstermächtigung und sozialer Entgrenzung. Essay/Rezension zum Buch Ajana, Btihaj (Hg.): Metric Culture. Ontologies of Self-Tracking Practices, Bingley: Emerald. 2018. 
  • Selke, Stefan (2019): Erzählerische Wahrheit im Zeitalter von Big Data: Zwischen Delirium der Rationalität und Verlust biografischer Imaginationsfähigkeit. Sammelband ABIDA-Arbeitskreis.
  • Selke, Stefan (2019): Übereffiziente Menschen und manipulative Werkzeuge. Selbstvermessung im Kontext digitaler Vulnerabilität und informationeller Suffizienz. In: Upgrades der Natur, künftige Körper: Interdisziplinäre und internationale Perspektiven. Tagungsband des Orient Instituts Istanbul (Artikel erscheint auf Türkisch).
  • Selke, Stefan (2018): Entscheidungsmaschinen. Die epistemischen Überholmanöver ‚intelligenter’ Lebensassistenten. In: Brünninghaus, Anne/Heyen, Nils/Dickel, Sascha (Hg.): Personal Health Science. Wiesbaden: Springer VS, S. 133-154.
  • Selke, Stefan (2018): Das präventive Selbst. Effizienz durch digitale Selbstvermessung. In: Wirtschaftspsychologie aktuell. Heft 3, S. 53-56.

Projektergebnisse

Projektpartner

  • Hochschule Furtwangen (Projektleitung)
  • Aktion Mensch e.V.
  • AOK Baden-Württemberg, Fachbereich Gesundheitsförderung

Förderung

Das Projekt wird aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages vom Bundesministerium für Gesundheit unter dem Zeichen ZMV | 1 - 2517 FSB 016 gefördert.

  • Bundesministerium für Gesundheit

Ich beantworte gerne alle Fragen zum Projekt!

Ihre Ansprechperson

  •  Prof. Dr. Stefan Selke
    Prof. Dr. Stefan Selke Professur „Gesellschaftlicher Wandel“