04.12.2025

KI und Industrie 4.0 auf dem UR Futur Festival

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Symbolbild: Viele Menschen auf der Veranstaltung

Hochschule Furtwangen präsentiert sich in Straßburg

Die Hochschule Furtwangen war vom 5. bis 7. November beim ersten “UR Futur Festival der Technischen Universitäten im Oberrhein” in Straßburg vertreten. Im Rahmen des Festivals auf dem "URAI"-Symposium über Künstliche Intelligenz und auf der interaktiven Ausstellung “UR Futur Experience” präsentierten Link öffnet sich im gleichen Fenster:Dr. Daniel Schönle von der HFU und sein Team Spitzenforschung im Bereich medizinischer KI sowie einen Industry 4.0-Demonstrator aus dem Semesterprojekt “Smart Factory Cockpit”.

Das “UR Futur Festival”, gemeinsam organisiert von Alsace Tech und der TriRhenaTech-Allianz, verwandelte die Straßburger “Manufacture des Tabacs” in ein grenzüberschreitendes Innovationslabor. Das Festival bringt Fachhochschulen und Grandes Écoles aus der Oberrheinregion zusammen und stellt Technologien, Prototypen und Lösungen vor, die den Oberrhein von morgen prägen werden. Innerhalb der Ausstellung “UR Futur Experience” präsentierten 14 Partneruniversitäten rund 40 Projekte in einem immersiven, interaktiven Umfeld. Besucherinnen und Besucher konnten erfahren, was an den Partneruniversitäten gelehrt wird, indem sie konkrete Demonstratoren erlebten und die Menschen dahinter kennenlernten. 

UR Futur-Experience: Smart Factory Cockpit – eine Fabrik im Kleinformat

Auf der Ausstellung präsentierte die Hochschule Furtwangen das Semesterprojekt "Smart Factory Cockpit" unter der Leitung von Dr. Schönle. Am Stand wurde er von den Studentenbotschaftern Nils Danton D'Souza und Nico Pergande unterstützt. Gemeinsam haben sie den Demonstrator erklärt, Besuchende zum ausprobieren eingeladen und Fragen zum Studium an der Hochschule Furtwangen beantwortet. 

Das Smart Factory Cockpit adressiert eine zentrale Herausforderung von Industry 4.0: Traditionellen Produktionsüberwachungssysteme fehlt oft eine Echtzeitvisualisierung und sie können die heterogenen Datenquellen wie Maschinen, Sensoren und IT-Systeme nicht ausreichend integrieren. Das führt zu begrenzter Transparenz in komplexen Produktionsumgebungen.

Das Projektteam entwickelte ein interaktives Überwachungssystem das:

  • zwei kooperierende Roboterarme,
  • ein vollautomatisiertes Bestellsystem,
  • einen Digital Twin (digitalen Zwilling) der Anlage,
  • sowie ein Dashboard, das alle Abläufe in Echtzeit sichtbar macht

miteinander kombiniert. 

In der Demonstration werden farbige Klötze automatisch sortiert, bewegt und in Container verpackt, von der Bestellung bis zur Lagerung. Jede Bewegung der Roboter, jeder Status und jede Störung werden erfasst und live visualisiert. So wird nachvollziehbar, wie eine reale Produktion mit moderner IT überwacht und optimiert werden kann.Technisch setzt das Projekt auf “Eclipse BaSyx” als Plattform für digitale Zwillinge, “Prometheus” zur Sammlung von Messdaten, “Grafana” für anschauliche Echtzeit-Dashboards, sowie eine “Docker-Container-Architektur”, die das System flexibel skalierbar macht. Alle Bausteine des physischen Modells wurden im 3D-Druck selbst hergestellt. Das spezielle Design sorgt dafür, dass die Roboter die Teile zuverlässig greifen können – ein wichtiger Aspekt für robuste automatisierte Prozesse.

Das Ergebnis ist ein voll funktionsfähiger Demonstrator mit automatisiertem Produktionsablauf, der anschaulich zeigt, wie Transparenz und Effizienz in der Produktion durch Digitalisierung steigen. Während der beiden Ausstellungstage zog der Stand viele Oberstufenschülerinnen und Studierende an, die das System testeten und die Roboterarme in Aktion beobachteten. "Viele Besucherinnen und Besucher waren überrascht, dass jeder Schritt der Roboterarme im Dashboard nachverfolgt werden kann fast so, als würde man der Fabrik beim Denken zusehen“, berichtet Dr. Schönle. 

URAI-Symposium: Klinisch einsatzbereite Erkennung von Label-Flips für medizinische KI

Im Rahmen des “UR Futur”-Events fand auch das “URAI-Symposium - Künstliche Intelligenz am Oberrhein” statt. Am 5. November präsentierte Dr. Daniel Schönle (HFU-Fakultät I: Computer Science & Applications und Institute for Data Science, Cloud Computing and IT-Security) sseine Arbeit “Clinical Ready Label-Flip Detection for Medical AI”. Der Beitrag wurde gemeinsam mit HFU-Professor Dr. Christoph Reich verfasst. 

Im Mittelpunkt des Vortrags stand eine zentrale Frage: Wie kann man sicherstellen, dass Künstliche Intelligenz in der Medizin auf korrekten und verlässlichen Daten basiert? In klinischen Daten können Fehlbeschriftungen auftreten – zum Beispiel, wenn ein Befund fälschlich als „krank“ markiert wurde. Solche Fehler können die Entscheidungen von KI-Systemen verfälschen, ihre Vorhersagen verschlechtern und auch zu Ungerechtigkeiten zwischen Patientengruppen führen.
Dr. Schönle und sein Team entwickelten dafür ein Prüfverfahren, das: 

  • die KI gezielt mit den vorhandenen Daten vergleicht,
  • besonders verdächtige Fälle automatisch herausfiltert,
  • Ärztinnen und Ärzten eine kleine, überschaubare Auswahl zur manuellen Prüfung vorlegt
  • und die KI danach mit verbesserten Daten neu trainiert.

So bleibt der Aufwand für das medizinische Fachpersonal gering, während die Verlässlichkeit und Transparenz der Modelle deutlich steigt. Anhand eines Beispiels aus der Intensivmedizin (ICU-Daten) konnte gezeigt werden, dass sich die Vorhersagequalität und die Vertrauenswürdigkeit der Modelle spürbar verbessern lassen. 

Förderung von Studienprogrammen und grenzüberschreitender Zusammenarbeit

"Dieses Festival zeigte den heutigen Studierenden, wie die zukünftige Technologie aussehen wird", sagt Dr. Schönle. “Darüber hinaus ermöglichte die Zusammenarbeit mit dem TV-Sender Arte, diese zukünftige Praxis in speziellen Workshops zu erleben. Ich war beeindruckt von der durchweg positiven Einstellung zu Automatisierung und künstlicher Intelligenz.” 

Die Teilnahme an “UR Futur” unterstützt direkt die strategischen Ziele der Hochschule Furtwangen. Der Smart Factory Cockpit Demonstrator präsentiert projektbasiertes Lernen in Informatik und Ingenieurwesen und macht komplexe Konzepte wie digitale Zwillinge, Zeitreihenüberwachung und Containerorchestrierung einem breiten Publikum zugänglich. Die Präsenz bei “UR Futur” und dem “URAI-Symposium” stärkt die Sichtbarkeit der Hochschule im Innovationsökosystem Oberrhein und unterstreicht die Expertise in medizinischer KI, Data Science und Industrie 4.0. Der Stand und die Studierendenbotschafter boten eine konkrete Gelegenheit, Studienprogramme für Oberschüler, insbesondere aus Frankreich, zu präsentieren und Möglichkeiten für ein Auslandssemester an der Hochschule Furtwangen hervorzuheben.

“UR Futur” selbst ist Teil der TriRhenaTech-Allianz, dem Netzwerk der Fachhochschulen am Oberrhein. Seit 2022 ist TriRhenaTech als Verein nach deutschem Recht organisiert und vereint 21 deutsche, französische und schweizerische Institutionen mit mehr als 6500 Mitarbeitern, 55.000 Studierenden und 1600 Professoren. 

"UR Futur ist eine perfekte Bühne dafür, was Fachhochschulen leisten können, wenn sie Forschung, Lehre und praktische Demonstratoren verbinden", betont Dr. Schönle. Für unsere Studierenden war es eine einzigartige Gelegenheit, ihre Arbeit einem internationalen Publikum zu präsentieren und zu sehen, wie ihre Ideen in eine größere, grenzüberschreitende Innovationslandschaft passen.”

 

Weitere Bilder

Symbolbild: Ein Roboterarm
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