Prof. Dr. Stefan Selke begeistert mit Transformationsimpulsen
Leben wir tatsächlich in hoffnungslosen Zeiten? Oder gibt es noch Grund für Optimismus? Mit diesen Leitfragen beschäftigt sich HFU-Professor Dr. Stefan Selke seit Jahren im Kontext seiner Forschungsprofessur „Transformative und öffentliche Wissenschaft“. Basierend auf seinen Untersuchungen real-utopischer Reformlabore weltweit sowie der Analyse von Zukunftserzählungen und Technikversprechen (z.B. im Kontext Künstlicher Intelligenz) wirbt der Soziologe für einen dringend notwendigen Perspektivwechsel: Statt immer nur von notwendigen Anpassungen und Ängsten zu sprechen, sollten wir die Chancen und positiven Möglichkeiten betonen, die vor uns liegen, meint Selke. „Mutlose Anpassung sollte nicht länger als Zweckoptimismus verklärt werden. Sich auf zukünftige Veränderungen einzustellen, ist etwas vollkommen anderes, als sich alternativlos daran anzupassen“,fasst Selke seine Botschaft zusammen. Was in Politik, Wirtschaft und im Bildungssystem dringend gebraucht wird, sei eine alternative Perspektive auf Zukunftsgestaltung. „Um Transformationsprozesse zu gestalten, braucht es nicht nur schlaue Pläne, sondern vor allem eine stärkere emotionale Verbindung mit diesen schlauen Plänen“, erläutert Selke weiter. „Diese Haltung nenne ich Zukunftseuphorie!“.
In einer Zeit, in der Optimismus ein Auslaufmodell ist und Resignation (auch empirisch messbar) zum Grundrauschen der Gegenwart gehört, verfängt diese Botschaft mehr und mehr. Zukunftseuphorie „made by HFU“ wird in Form von Transformationsimpulsen von Unternehmen, Hochschulen oder politischen Institutionen immer häufiger nachgefragt. An den unterschiedlichsten Orten erfrischt Selke sein Publikum mit einer alternativen Zukunftserzählung, die er gerne auch „Poesie der Hoffnung“ nennt.
Zuletzt besonders prominent bei der „Woche der Zukunftseuphorie“ in Berlin. Wie es zum Titel der Veranstaltung kam, ist spannend. „2022 hielt ich einen Vortrag in der Komischen Oper in Berlin“, erzählt Selke. Dort blieb der Begriff Zukunftseuphorie haften und wurde nun vom Veranstalter als Leitbegriff genutzt. „Das ist lustig, weil mein neues Buch über Zukunftseuphorie noch gar nicht erschienen ist. Aber die Zeit scheint reif für diesen Begriff zu sein“.
Weil er davon überzeugt ist, dass es Alternativen zu den allgegenwärtigen Klagen geben muss, gründete Selke das „Archiv der Zukunftseuphorie“ als interkulturelles Langzeitprojekt. Zusammen mit Studierenden an einer Partnerhochschule in Rio de Janeiro sowie mit Studierenden der HFU entwickelt und dokumentiert er optimistische Zukunftsbotschaften. 2026 fördert ihn der Deutsche Akademische Austauschdienst DAAD für eine Kurzzeitdozentur in Rio, um im Rahmen eines Workshops zu ‚Public Science‘ weitere Botschaften zu sammeln.
Seine Transformationsimpulse sind weiter gefragt. Ende Oktober sprach Selke in Bonn im ehemaligen Parlament. „Direkt unter dem riesigen Bundesadler. Vielleicht ist es nur ein kleiner Schritt, bis die Idee der Zukunftseuphorie ‚made by HFU‘ in den aktuellen Bundestag getragen wird?“, so Selke. „Immerhin hat schon Gerhard Schröder, damals Bundeskanzler, im Bundestag das ‚Modell Furtwangen‘ gelobt. Statt schlauer Technik wäre es nun jedoch an der Zeit, echte Aufbruchsstimmung nach Berlin zu tragen. Oder einfach hier vor Ort damit anzufangen“.