In einer spannenden Podiumsdiskussion tauschten sich die IT-Expertinnen Dr. Nicole Najemnik, Dr. Ece Özkan Elsen, Prof. Dr. Nicola Marsden und Dr. Ramona Casasola-Greiner unter Moderation von Prof. Dr. Marion Meinert aus (alle von rechts).
Festakt zur Eröffnung der diesjährigen informatica feminale BW – Keynote zum Thema gendergerechte KI
Seit 25 Jahren wird das Netzwerk F.I.T. (Frauen.Innovation.Technik.) von der Hochschule Furtwangen (HFU) koordiniert. Die Arbeitsgruppe engagiert sich seit 2001 mit verschiedenen Maßnahmen dafür, den Anteil von Frauen in den Natur- und Ingenieurwissenschaften zu erhöhen. Studentinnen der MINT-Fächer – insbesondere aus IT, Informatik, Maschinenbau, Elektrotechnik und weiteren Ingenieurwissenschaften – finden im Netzwerk F.I.T. aktuelle Weiterbildungsangebote, etwa im Rahmen der Winter School meccanica feminale und der Summer School informatica feminale Baden-Württemberg.
Das Jubiläum wurde mit einem Festakt in der Neckarhalle in Schwenningen gefeiert – einer gelungenen Mischung aus inspirierendem Programm und Raum zum Netzwerken.
Prof. Dr. Ulrike Busolt von der HFU begrüßte die zahlreich erschienenen Gäste herzlich und dankte dem baden-württembergischen Wissenschaftsministerium für die langjährige Unterstützung: „Es ist ungewöhnlich, dass ein Projekt über so viele Jahre gefördert wird.“ Der weitere Verlauf des Abends zeigte, wie aktuell und notwendig das Thema Gleichberechtigung in der IT noch immer ist. In eindrücklichen Grafiken präsentierte Busolt Studienergebnisse, wonach etwa 56 Prozent der IT-Fachfrauen bereits erlebt haben, dass ihre Kompetenz aufgrund ihres Geschlechts infrage gestellt wurde. „Es gibt durchaus positive Entwicklungen“, so Busolt mit Blick auf steigende Zahlen von Studienanfängerinnen in der Informatik. Doch die Zahl der Frauen, die sich nicht ausreichend unterstützt fühlen, sei „nach wie vor viel zu hoch“.
Im Anschluss gratulierte HFU-Rektorin Dr. Alexandra Bormann dem Netzwerk F.I.T. in ihrem Grußwort herzlich zum 25-jährigen Bestehen. Das Thema „Frauen in männerdominierten Berufswelten“ sei ihr persönlich ein Anliegen – Bormann ist seit eineinhalb Jahren die erste Frau an der Spitze der HFU. „Deshalb sind Netzwerke so wichtige, unterstützende Strukturen“, betonte sie. „Wir brauchen Frauen an Universitäten, Hochschulen und in Unternehmen – denn unsere unterschiedlichen Perspektiven, Erfahrungen und Sozialisationen schaffen eine Diversität, die nicht nur bereichernd, sondern unverzichtbar ist.“
Eine besondere Videobotschaft kam von Wissenschaftsministerin Petra Olschowski. Sie betonte die Bedeutung der weiblichen Sichtweise in der Forschung – gerade in Schlüsseltechnologien wie Künstlicher Intelligenz. Olschowski appellierte an die anwesenden Expertinnen, ihre Begeisterung für Informatik weiterzugeben.
Als Keynote-Speakerin bot Dr. Ramona Casasola-Greiner einen spannenden Einblick in das Thema „Frauen und Künstliche Intelligenz – was Feminist:innen über KI wissen müssen“. Anhand eindrucksvoller Beispiele zeigte sie, wie gesellschaftliche Probleme wie Sexismus und Vorurteile in KI-Systemen reproduziert werden – etwa durch Trainingsdaten, die bestehende Diskriminierung enthalten. Ihre Beispiele reichten von ungleichen Gehaltsvorschlägen bei gleicher Qualifikation über Algorithmen, die Führungspositionen eher an Männer ausspielen, bis zu Deepfakes und Sexrobotern, die Frauenbilder massiv verzerren. Ihre klare Forderung: Es braucht mehr Aufmerksamkeit und Bewusstsein für diese Themen. Ein möglicher Weg sei, Teams bewusst divers zu besetzen – unabhängig vom Kontext.
In der anschließenden Podiumsdiskussion, moderiert von Prof. Dr. Marion Meinert (HFU), vertieften die IT-Expertinnen Dr. Ramona Casasola-Greiner, Prof. Dr. Nicola Marsden, Dr. Nicole Najemnik und Dr. Ece Özkan Elsen die Diskussion. Sie beleuchteten unterschiedliche Facetten von Ungleichbehandlung in der IT und zeigten auf, wie wichtig eine gesamtgesellschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema ist.
Angeregt durch die Impulse nutzten die Gäste den Abend für weiterführende Gespräche, das Knüpfen neuer Kontakte und Ideen für Kooperationen.
Der Festakt bildete den Auftakt zur diesjährigen informatica feminale BW, die seit Mittwoch an der HFU stattfindet.