30.06.2025

Zerstreuung für die Waschmaschine

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Eine Person schaut in eine Waschmaschinentrommel

Studienleiter Prof. Egert bringt Licht ins Dunkel von Waschprozessen. Bild: HFU

Hochschule Furtwangen und Henkel veröffentlichen Studie zum Einfluss eines neuen Enzyms auf die Hygiene von Waschmaschinen

96 Prozent aller privaten Haushalte in Deutschland besitzen eine Waschmaschine. Was viele Verbraucher nicht wissen: Waschmaschinen, die Textilien eigentlich sauber machen sollen, können verkeimen. Feuchtigkeit, Wärme und ein großes Angebot an Nährstoffen schaffen ideale Lebensbedingungen für das Wachstum von Mikroben wie Bakterien oder Pilzen. Aktuelle Trends wie das Waschen bei niedrigen Temperaturen, Wassersparprogramme und der Einsatz Bleiche-freier Flüssigwaschmitte können das Keimwachstum begünstigen.

„Wir forschen seit vielen Jahren zusammen mit Henkel an der mikrobiellen Besiedlung von Waschmaschinen, um die Hygieneleistung und Nachhaltigkeit von Waschverfahren zu verbessern. Enzyme in Waschmitteln hatten bislang vor allem Verschmutzungen auf den Textilien im Visier. Das neue Enzym Dispersin sorgt nicht nur für mehr Sauberkeit und Frische auf der Wäsche, sondern richtet sich auch gegen biologische Verschmutzungen in der Maschine“, erläutert Studienleiter Prof. Dr. Markus Egert.

In modernen Waschmitteln kommen viele verschiedene Enzyme zum Einsatz, die sich z. B. gegen Proteine (Proteasen), Fette (Lipasen) oder Stärke (Amylasen) richten. Sie helfen, entsprechende Verschmutzungen aus Textilien zu entfernen. Verschmutzungen in der Maschine standen bislang weniger im Fokus. Dispersin ist ein Enzym, das erstmals für Mundhöhlenbakterien der Gattung Aggegatibacter beschrieben wurde und diesen beim Spalten komplexer Zuckerbindungen hilft.

In der neuen Studie wurde mit modernsten molekularbiologischen Methoden untersucht, wie Waschen mit Flüssigwaschmittel, das zwei verschiedene Konzentrationen von Dispersin enthält, sich auf die Zusammensetzung der bakteriellen Gemeinschaft im „Sumpf“, also im untersten Bereich der Waschtrommel von Waschmaschinen auswirkt. „Wir haben hierzu den Sumpf als Probenahmeort ausgewählt, da er einen guten Überblick über alle Mikroben liefert, die in einer Maschine so vorkommen“, erklärt Prof. Egert.

Nach sechzig Waschzyklen, in denen standardmäßig angeschmutzte Wäsche aus Polyester gewaschen wurde, zeigten die Waschmaschinen, in denen mit Dispersin gewaschen wurde, eine veränderte bakterielle Gemeinschaft im Sumpf als Maschinen, in denen Dispersin beim Waschen fehlte. Die Vielfalt an Bakterien war reduziert und es zeigte sich eine starke Zunahme der relativen Häufigkeit von Bakterien, die mit der Gattung Rhizobium verwandt sind. Diese Bakterien werden aktuell als positiv für die Waschmaschinenhygiene interpretiert, da sie vermehrt in solchen Maschinen gefunden wurden, die keinen unangenehmen Eigengeruch hatten.

„Dispersin führt, vermutlich über einen spezifischen Abbau von Verschmutzungen und biologischen Belägen, zu Veränderungen in der mikrobiellen Gemeinschaft einer Waschmaschine, die aktuell als positiv im Sine der Waschmaschinenhygiene interpretiert werden können“, fasst Prof. Egert zusammen. Weitere Untersuchungen sollen zeigen, wie schnell die Wirkung des Enzyms eintritt und noch eingehender beleuchten, wie sich einzelne Gruppen von Waschmaschinenbakterien quantitativ und an verschiedenen Stellen einer Maschine unter dem Einfluss des Enzyms verändern.

Die Studie mit dem Titel „Dispersin-based modification of bacterial community composition in domestic washing machines” wurde von der AG Egert zusammen mit Henkel erarbeitet und kürzlich im Journal of Microbiological Methods veröffentlicht.

Link zur Studie: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0167701225000703