04.06.2025

Sag mir schnell: Wie sauber ist meine Brille?

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Eine Brille die mit einem Tupfer abgestrichen wird

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Hochschule Furtwangen veröffentlicht Schnellmethode zur Bewertung der Sauberkeit von Brillen

Fast jeder zweite Europäer trägt eine Brille. Durch ihre Position mitten im Gesicht, der Nähe zu Mund und Nase und viel Kontakt mit Haut und Händen finden sich auf Brillen viele Mikroorganismen. Eine neue Studie an der Hochschule Furtwangen (HFU) hat gezeigt, dass eine altbewährte Methode aus dem Hygienemonitoring sich auch hervorragend dazu eignet, innerhalb von Sekunden zu bewerten, wie gut eine Brille gereinigt wurde.

„Wir forschen seit vielen Jahren an der mikrobiellen Belastung von Brillen und ähnlichen Oberflächen. Bislang fehlte es an einer Methode, mit der außerhalb eines Labores und auch von Laien schnell gezeigt werden kann, wie effektiv eine Reinigungsmethode für Brillen ist“, erläutert Studienleiter Prof. Dr. Markus Egert, der an der HFU am Campus Schwenningen Mikrobiologie und Hygiene lehrt. Um die Verschmutzung einer Brille aufzuzeigen, wird nun auf die Messung des Adenosintriphosphat-Gehalts (ATP) von Oberflächen zurückgegriffen. 

„ATP ist die chemische Energiewährung des Lebens und wird von allen lebenden Zellen gebildet“, erklärt Prof. Egert. „Der ATP-Gehalt einer Oberfläche wird daher seit Langem dazu genutzt, Verschmutzungen mit Zellen tierischen oder mikrobiellen Ursprungs zu bestimmen, zum Beispiel in der Lebensmittelindustrie.“

Für eine Messung werden die Oberflächen mit einem Tupfer abgerieben. Das gesammelte ATP führt dann über eine chemische Reaktion zu einer Lichtemission, die gemessen werden kann.  Die Menge des gemessenen Lichts ist proportional zur Menge an ATP und damit zur Verschmutzung der Oberfläche mit zellulärem Material. Eine Messung dauert nur wenige Sekunden und kann mit einfachen und handlichen Geräten nahezu überall durchgeführt werden.

In der Studie wurde erstmals gezeigt, dass der ATP-Gehalt von getragenen Brillen positiv mit der Menge solcher Bakterien korreliert, die für ihr Wachstum keinen Sauerstoff benötigen.  Je mehr dieser Bakterien auf der Brille waren, desto höher war auch der ATP-Gehalt. Diese Bakterien stammen vor allem von Haut und Händen der Brillentragenden und wurden bereits in früheren Studien der AG Egert als sehr häufig auf Brillen identifiziert. Unter ihnen finden sich auch Vertreter, die potentiell gesundheitsgefährdend sind.

Für die Studie wurden sechs klassische Brillenreinigungsmethoden darauf untersucht, wie gut sie den ATP-Gehalt reduzieren, also die Brille reinigen. Alle Methoden zeigen dabei gute Ergebnisse. Am besten schnitten feuchte Brillenreinigungstücher ohne Alkohol ab, die zudem besonders schonend zu den Brillenoberflächen sind.

„Die ATP-Methode ist eine einfache Methode, mit der sehr schnell demonstriert werden kann, wie gut eine Reinigungsmethode für Brillen funktioniert, zum Beispiel in einem Optikergeschäft oder auf einer Optikmesse“, fasst Prof. Egert zusammen. Weiter geforscht wird an der Frage, ab welchem ATP- bzw. Mikrobengehalt Brillenoberflächen als gesundheitlich bedenklich einzustufen sind.

Die neue Studie wurde durch ein Forscherteam der Hochschule Furtwangen, der Universität Tübingen und der Carl Zeiss Vision International GmbH, Aalen, erstellt und im Rahmen des CoHMed – Connected Health in Medical Mountains Projektes der Hochschule Furtwangen vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Erschienen ist sie in der Zeitschrift Externer Link wird in neuem Fenster geöffnet:“BMC Research Notes” mit dem Titel: “Using ATP measurements to rapidly evaluate the cleanliness of spectacle surfaces”.