Innovation Forum Medizintechnik 2024: Hochschule Furtwangen treibt Zukunftstechnologien voran
Am 17. Oktober 2024 brachte das 16. Innovation Forum Medizintechnik in der Stadthalle Tuttlingen über 500 Fachleute aus Wissenschaft, Industrie und Bildung zusammen, und die Hochschule Furtwangen nutze diesen Rahmen, um zukunftsweisende Projekte zu präsentieren. Die Veranstaltung bot eine wertvolle Plattform zum Austausch über aktuelle Entwicklungen in der Medizintechnik, förderte die Bildung neuer Partnerschaften, konstruktive Diskussionen und innovative Ideen.
Die HFU war mit drei Fachvorträgen vertreten, die die Innovationskraft der Hochschule in technologischen Schlüsselbereichen unterstrichen. Prof. Dr.-Ing. Hans-Georg Enkler, Prorektor für Lernen und Vielfalt, präsentierte gemeinsam mit Kai-Jonas Bock, Co-Founder von VIRTUAPIXEL, erste Ansätze für eine Virtual-Reality-Ausbildungsplattform für die Operationstechnische Assistenz. Das Vorhaben mit dem Titel OpTA-VR zielt darauf ab, durch realistische Simulationen die Ausbildung im medizinischen Bereich zu begleiten und verdeutlicht die Rolle der HFU als Vorreiter in der Entwicklung digitaler Lernumgebungen.
Ein weiterer Vortrag von Prof. Dr. Martin Haimerl beleuchtete den Einsatz von Simulationstechnologien zur Optimierung von Testergebnissen in der Medizintechnik. In der Vortragssession „MTNTM – Medical Technology's Next Topmodel heißt Simulation“ zeigte er, wie durch statistische Simulationen Entwicklungs- und Produktionsprozesse effizienter gestaltet werden können. Haimerl machte deutlich, wie Simulationstechnologien eine Schlüsselrolle für die Zukunft der Medizintechnik spielen. Sie schaffen es, Produktentwicklungen auf eine neuartige Weise umzusetzen, die auf Effizienz, Präzision und Innovation ausgerichtet sind. Sie tragen damit maßgeblich zur Optimierung der gesamten Wertschöpfungskette bei.
Dirk Obergfell, akademischer Mitarbeiter am Kompetenzzentrum für Spanende Fertigung (KSF) der Hochschule Furtwangen, hielt im Rahmen des InnoCamps einen Vortrag über "Innovative Mikro- und Nanostrukturierung zur verbesserten Funktionalität von OP-Instrumenten". Der Fokus lag auf Techniken der Laserstrukturierung, die superhydrophobe Oberflächen mit dem sogenannten Lotuseffekt auf chirurgischen Instrumenten erzeugen. Durch den Einsatz von Ultrakurzpuls-Lasern (UKP-Lasern) entstehen präzise Mikro- und Nanostrukturen, die das Abperlen von Flüssigkeiten fördern, wodurch die Reinigung erleichtert und die Hygiene in klinischen Anwendungen erheblich verbessert wird.
Die HFU stellte in ihren Beiträgen übergreifend die zentrale Bedeutung von Digitalisierung, innovativen Fertigungsverfahren, Effizienzsteigerung und ressourcenschonenden Produktionsmethoden heraus. Gleichzeitig legte sie einen Fokus auf nachhaltige Materialien und Technologien. Durch den gezielten Einsatz modernster Verfahren strebt die HFU an, Ausbildung und Produktentwicklung kontinuierlich zu optimieren und gleichzeitig ökologische Aspekte zu berücksichtigen, um nachhaltige und zukunftsorientierte Lösungen für die Medizintechnik zu schaffen.
Die aktive Beteiligung der HFU und seiner Innovations- und Transferpartnerschaft CoHMed (Connected Health in Medical Mountains), zeigte das Potenzial auf, durch Wissensaustausch und enge Zusammenarbeit zukunftsweisende Lösungen zu entwickeln. Am HFU-Stand wurden vielfältige Exponate und Informationen zu den beteiligten Projekten präsentiert, was großes Interesse bei Fachleuten, Besuchern sowie nicht zuletzt auch Studierenden der Medizintechnik weckte. Die vorgestellten Projekte unterstrichen nicht nur die Innovationskraft der Hochschule, sondern boten auch Möglichkeiten zur Vernetzung und Diskussion.
Neben einer Präsentation zur Entwicklung einer Virtual-Reality-Ausbildungsplattform für die Operationstechnische Assistenz von VIRTUAPIXEL zeigte das Institut für spanende Fertigung (KSF) unter der Leitung von Prof. Dr. Bahman Azarhoushang mit mehreren Werkstücken die unterschiedlichen Bearbeitungsverfahren, die in der Medizintechnik eingesetzt werden. So wurden Werkstücke präsentiert, deren metallische Oberfläche durch Laserstrukturierung mit optimierten Licht-Reflexionseigenschaften ausgestattet wurden, die für endoskopische Instrumente höchst relevant sind (CoHMed-Projekt Lebensdauer-MDR).
Zudem stellte das von Prof. Dr. Hadi Mozaffari geleitete Institut für Werkstoffe und Anwendungstechnik Tuttlingen (IWAT) vielfältige Exponate am HFU-Stand aus, wie beispielsweise poröse Strukturen für osseointegrative Implantate. Diese bestehen aus verschiedenen pulvermetallurgisch hergestellten Materialien und sind dem natürlichen Aufbau des Knochens nachempfunden, was zu einem verbesserten Einwachsverhalten beiträgt (CoHMed-Projekt PersonaMed-A). Außerdem wurden mittels additiver Fertigung hergestellte Prototypen für Bandscheibenimplantate präsentiert, die sich durch eine hohe Festigkeit und knochenähnliche Eigenschaften auszeichnen und zudem antibakteriell beschichtet werden können (CoHMed-Projekt SmartMed-A).
Die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Volker Bucher (Fakultät Mechanical and Medical Engineering) zeigte anhand einer umgebauten Schaufensterpuppe anschaulich unterschiedliche Mikrosysteme, die für Implantate wie Retina-Implantate oder Cochlea-Implantate entwickelt wurden. Dazu werden Strukturen im Bereich von Mikrometern benötigt, die mittels mikrotechnischer Verfahren erzeugt werden und elektronische und nichtelektronische Funktionen auf kleinstem Raum in einem System vereinen (miniaturisierter Aktor). So wurde für das CoHMed-Projekt SmartMed-A auf diese Weise ein Inchworm-Antrieb für einen Unterkieferdistraktor entwickelt.
Darüber hinaus war das Projekt CASE4Med (Computer Aided Solution Engineering for Medical), in dem die HFU einer der Koordinatoren ist, auch in diesem Jahr wieder mit einem eigenen Ausstellerstand vertreten. CASE4Med unterstützt Unternehmen der Medizintechnik und Biotechnologie dabei, durch Simulation und Höchstleistungsrechnen sowie Data Analytics und Künstliche Intelligenz die Entwicklung medizintechnischer Produkte zu beschleunigen und deren Anwendung sicherer zu machen.
Das Engagement der HFU für die Entwicklung innovativer Lösungen, Partnerschaften und Netzwerken, die nachhaltig und zukunftsweisend sind und den Anforderungen der modernen Medizin entsprechen, unterstreicht ihre Rolle als wichtiger Impulsgeber. Der kontinuierliche Austausch und die enge Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Bildungseinrichtungen sind die treibenden Kräfte für eine innovative und zukunftsfähige Medizintechnik.