HFU überzeugt mit zwei Konzepten im Wettbewerb
Mit gleich zwei Forschungskonzepten konnte die Hochschule Furtwangen im Aufruf des Landes Baden-Württemberg zur Förderung von Forschungsgroßgeräten an Hochschulen für angewandte Wissenschaften im Wettbewerb überzeugen. Insgesamt fast 1,5 Millionen Euro Landes- und EU-Mittel erhält die HFU für die Anschaffung von neuen Forschungsgroßgeräten. Im Programm standen 10 Millionen Euro zur Verfügung; zehn Projekte wurden zur Förderung ausgewählt.
Professor Volker Bucher war mit dem Antrag ‚FunktioSens‘ erfolgreich. Im Zentrum des Antrags steht die Anschaffung eines RAMAN-Spektroskops kombiniert mit einer Inertglas-Glovebox für rund 500.000 Euro. Das Gerät dient der physikalisch-chemischen Charakterisierung der Bindungszustände bzw. Morphologien von Schichtsystemen von empfindlichen Chemikalien und biologischen Proben, die unter Inertgasumgebung gelagert und untersucht werden müssen. „Das Gerät ergänzt optimal unser Portfolio im Bereich der Oberflächen- und Grenzflächenanalytik und wird uns neue Analysemöglichkeiten auf atomarer Bindungsebene ermöglichen“, freut sich Bucher, Leiter des Instituts für Mikrosystemtechnik. Es kommt in der Medizintechnik, aber auch im Themenfeld Nachhaltigkeit zum Einsatz. Zum einen können damit chemische Ausgangsstoffe für die innovative Atomlagenabscheidung spektroskopische unter Inertgas untersucht werden. Damit können zum Beispiel neue Schichten auf Implantaten entwickelt werden, welche das Einwachsen in den Knochen deutlich verbessern. Zum anderen dient das Gerät auch zur Charakterisierung von Graphen oder diamantähnlichen Schichten, welche in der Medizintechnik aber auch in der Brennstoffzellen-Technologie zum Einsatz kommen können. Außerdem können z.B. auch die Forschungsarbeiten von Professor Fath zu Mikroplastik in der Umwelt mit dem RAMAN-Spektroskop ausgeweitet werden.
Eine Förderzusage erhielt auch Professor Bahman Azarhoushang für den Antrag ‚Universal-UKPL‘. Der innovative Ultrakurzpulslaser-Versuchsstand ermöglicht es, neue Anwendungen in der Materialbearbeitung mit extrem kurzen Laserpulsen zu erschließen und eröffnet damit völlig neue Perspektiven in Forschung und industrieller Entwicklung. Prof. Azarhoushang, Leiter des KSF – Institute for Advanced Manufacturing, erläutert die Bedeutung des neuen Geräts: „Mit dem Ultrakurzpulslaser-Versuchsstand können wir die komplexen Wirkzusammenhänge beim Materialabtrag erforschen und besser beherrschen lernen. Dadurch sind wir in der Lage, bestehende Anwendungen zu optimieren und neue zu entwickeln.“ Ein konkretes Anwendungsbeispiel ist die hochpräzise Strukturierung von Implantatoberflächen in der Medizintechnik. Die so erzeugten Nanostrukturen verbessern nicht nur die Biokompatibilität, sondern besitzen auch antimikrobielle Eigenschaften, was die Integration der Implantate im menschlichen Körper optimiert und das Infektionsrisiko reduziert. Auch in anderen Industriebereichen eröffnet der neue Versuchsstand vielfältige Möglichkeiten. So lassen sich etwa Mikrolinsenarrays für optoelektronische Systeme in der Elektronikbranche herstellen oder präzise Oberflächenmodifikationen von Lagerungen in der Energie- und Maschinenbauindustrie vornehmen. Besonders hervorzuheben sind hier Anwendungen wie die Optimierung des Reibungsverhaltens bei Hochleistungspumpen oder die Verbesserung der tribologischen Eigenschaften und Langlebigkeit von Getriebewellen in der Automobilindustrie.
In beide Forschungskonzepte sind noch weitere Institute und Arbeitsgruppen der HFU eingebunden, die die neuen Forschungsgroßgeräte für ihre Forschungsarbeiten nutzen können.
„Ich gratuliere den Antragstellenden der Hochschule – ein toller Erfolg“, sagt Professor Christoph Reich, Prorektor Forschen und Nachhaltigkeit. „Die Forschungsgroßgeräte werden nicht nur neue Projekte im Bereich der praxisnahen Forschung ermöglichen und Kooperationen fördern. Sie tragen auch zur Attraktivität der Hochschule als wissenschaftliche Einrichtung bei und werden unser Forschungsprofil insbesondere in den Bereichen Medizintechnik, Produktionstechnik und Smart Systems stärken.“