Auf dem Weg hinter den Tellerrand

Prof. Dr. Ralf Gerlich ist neuer Professor an der Fakultät Informatik. Der promovierter Informatiker hat in diesem Feld 27 Jahre lang in einer kleinen Firma am Bodensee gearbeitet. "Schon früh konnte ich mich für die Raumfahrt begeistern", so Gerlich. "Satelliten kann man nicht mal eben zur Wartung aus dem Orbit holen, und auch deshalb muss Software hier zuverlässig sein. Darum waren Methoden für die Entwicklung zuverlässiger Software eines meiner Hauptbetätigungsfelder. Ich habe Werkzeuge entwickelt, die Software erzeugen und automatisch auf Fehler prüfen. Im Auftrag der Raumfahrtagenturen im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und bei der European Space Agency (ESA) habe ich über viele Jahre solche Werkzeuge auch selbst bewertet. Forschung und Entwicklung haben mich also immer begleitet."

Seit einigen Jahren engagiert sich Ralf Gerlich auch dafür, die Softwaretechnik in der Raumfahrt bei den Entscheidern in Politik und Wirtschaft so sichtbar zu machen, wie sie es angesichts ihrer zunehmenden Bedeutung verdient. Hier habe ich ein großes Netzwerk an Unternehmen, Hochschulen, Universitäten und Forschungsinstituten organisiert. Für diese Bemühungen wurde er zusammen mit seinem langjährigen Chef, seinem Vater Dr. Rainer Gerlich, im Jahr 2023 vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt ausgezeichnet.

"Die Lehre ist ein neuerer Zuwachs in meinem Lebensumfeld", sagt Gerlich. "In mehreren Studiengängen an der DHBW in Friedrichshafen habe ich vor nun zehn Jahren begonnen, technische Informatik in verschiedenen Formen zu lehren. Die Arbeit mit den engagierten Studierenden hat mir dabei von Anfang an großen Spaß gemacht. Mein Ziel ist es, den Studierenden ein breites Grundgerüst zu geben, auf dem Sie selbst dann gemäß ihren Interessen ihre ganz eigene Spezialisierung aufbauen können - denn am Ende ist es die Begeisterung, die Menschen zu Expertinnen und Experten macht. Für die Felder, die ich in der Fakultät repräsentiere - speziell die Robotik und die technische Informatik - heißt das auch, dass ich die Studierenden dazu anleiten möchte, über den Tellerrand der 'reinen' Informatik hinauszublicken. Stark verwandt sind hier die Elektrotechnik, die Mechanik oder die Regelungstechnik - drei Bereiche, in denen Kenntnisse für angehende Robotikerinnen und Robotiker absolut nicht schaden können. Natürlich hoffe ich, dass die Studierenden diesen Weg auch mit mir gehen möchten."

Seine ersten Wochen an der HFU beschreibt Gerlich als "etwas tumultig". Der Cyberangriff habe auch ihm in der Lehre ein paar Steine in den Weg gelegt, aber mit viel Unterstützung aus dem großartigen Team der Fakultät und auch der Hochschule insgesamt habe er über diese gut drübersteigen können. "Ich bin dankbar für die überaus positive Aufnahme, die ich hier erlebt habe - sowohl von den Kolleginnen und Kollegen als auch von den Studierenden".