Usability-Labor
Funktionen des Labors
- Vermittlung von methodischem Know-how in allen Bachelor- und Masterstudiengängen der Fakultät Wirtschaftsingenieurwesen sowie in Kooperation mit weiteren Fakultäten der HFU
- Einsatz des Labors bei Projektarbeiten
- Interner Link öffnet sich im gleichen Fenster:Usability-Test eines Parkscheinautomaten mittels EyeTracking-Brille
- Interner Link öffnet sich im gleichen Fenster:Analyse von Nutzungskontext und Nutzeranforderungen bei Asphaltfertigern
- Interner Link öffnet sich im gleichen Fenster:Usability-Test einer Personalmanagement-Software mittels stationärem Eye-Tracking-System
- Einsatz des Labors bei Abschlussarbeiten
- Einsatz des Labors für Forschungsarbeiten
Ausstattung des Labors
Stationäres Usability-Labor
Das stationäre Usability-Labor besteht aus einem Testraum und einem Kontrollraum. Vom Kontrollraum aus können Testabläufe aus verschiedenen Perspektiven beobachtet und aufgezeichnet werden. Der Testablauf kann dabei für größere Zuschauergruppen in HD-Qualität projiziert werden. Usability-Tests von technischen Dokumenten in Papierform, Gerätesteuerungen oder Prototypen werden mit moderner Kamera- und Tontechnik aufgezeichnet.
Mobiles Usability-Labor
Um das Produkt in seiner natürlichen Umgebung mit Probanden in ihrem alltäglichen Arbeitsumfeld zu evaluieren, steht ein mobiles Usability-Labor zur Verfügung. Das mobile Equipment für die Aufzeichnungen kann schnell und flexibel eingesetzt werden.
Eye-Tracking und Bildschirmaufzeichnung
Für die Aufzeichnung von Bildschirminhalten steht ein Eye-Tracker zur Blickbewegungserfassung sowie eine umfassende Screen-Recording-Software zur Verfügung. Die mobile Eye-Tracking-Brille von Tobii ist ein tragbares Eyetracking-System. Dies ermöglicht die Durchführung von Usability-Tests in realer Umgebung.
Raum
G 1.04 + G 1.05 Campus Furtwangen
Nicht nur eine Frage der Nutzbarkeit
Ein Besuch im Usability Labor der Hochschule Furtwangen
Was macht eigentlich eine Küchenmaschine zum Lieblingsprodukt? Wieso bringen Automaten wahlweise zum Fluchen oder arbeiten angenehm schnell den gewünschten Vorgang ab? Schafft es ein Online-Fitness-Programm wirklich, uns auf die Turnmatte zu locken? Und wer hat eigentlich den Knopf für „Speichern“ ausgerechnet links oben platziert? Als Bediener, Nutzerin oder Anwendende von Produkten, die den Alltag verbessern sollen, kann man nur hoffen, dass sich diese Fragen schon einmal jemand gestellt hat. An der Hochschule in Furtwangen wird genau das getan. Im „Usability Labor“ der Fakultät Wirtschaftsingenieurwesen dreht sich alles um Benutzerfreundlichkeit. Was dort garantiert nie aufkommt: Langweile. Unterschiedlicher könnten Einsatzorte und zu untersuchende Objekte kaum sein. Von der schwergewichtigen Straßenwalze bis zur Handy-App, vom Parkscheinautomat bis zur Haustürklingel, hier forscht man an allem, was von Menschen benutzt werden soll. „Wir untersuchen in diesem Labor Produkte für Unternehmen, die im Zuge der Projektentwicklung sichergehen möchten, dass ihre Idee von der Zielgruppe auch gerne angenommen wird“, erklärt HFU-Professor Dr. Gerhard Kirchner. Das Schlüsselwort dabei sei „gerne“, so Kirchner, denn „entscheidend ist heute nicht mehr, welches Produkt die besseren Features hat. Entscheidend ist, welches die Kunden lieber verwenden!“ Benutzerfreundlich sind Produkte dann, wenn der Kunde weder zögern noch suchen muss, die Bedienung intuitiv richtiggemacht wird und mögliche Gefahren ausgeschlossen werden.
Heute steht im Usability-Labor ein Tankautomat auf dem Prüfstand. Mit einem Spielzeugauto, einer Wasserflasche als Zapfsäule und einer Kundenkarte dürfen Versuchspersonen testen, wie selbsterklärend das System funktioniert. Kameras zeichnen die Studie auf, sogar die Bewegungen der Augen werden mit einer Eye Tracking-Brille registriert – wichtig ist nämlich auch, wo auf dem Display der Kunde Informationen erwartet. Die Studierenden, die den heutigen Test leiten, strukturieren ihre Forschung nach vier Gesichtspunkten: Was funktioniert schon gut? Wo kann noch verbessert werden? Warum hakt es an diesen Stellen? Wie könnte eine Optimierung aussehen? Dazu haben die jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Thesen aufgestellt, die nun durch den Einsatz der Testpersonen überprüft werden. Unternehmen, die diesen Absicherungsprozess in ihre Produktentwicklung einplanen, profitieren davon, dass kleine „Fehler“ frühzeitig entdeckt und behoben werden können. Aus dem Usability-Labor werden die Anwendungstests mit Kameras in einen Nebenraum übertragen, in welchem das Film- und Tonmaterial ausgewertet wird.
Am Tankautomat geht es derweil darum, Autokennzeichen einzutippen und Belege anzufordern. Versuchsperson und Tastatur rangeln etwas miteinander, nicht alles klappt auf Anhieb – eine wichtige Rückmeldung, die die Studierenden an den Projektpartner weitergeben können. „Oft sind es vermeintlich kleine Beobachtungen, die aber eine enorme Bedeutung haben“, erläutert Professor Kirchner am Beispiel eines Ventilsystems für Ölleitungen, das in dem HFU-Labor getestet wurde. Dort waren Anzeigegeräte eingebaut, die mit „Rot“ und „Grün“ sichtbar machten, ob ein Ventil offen oder geschlossen war. „Sehr übersichtlich. Eigentlich. Aber rund zehn Prozent aller Männer haben eine Rot-Grün-Sehschwäche“, sagt Kirchner, „und auf einer Bohrplattform dürfen auf keinen Fall Fehler gemacht werden…“. Es wurde also doch keine Rot-Grün-Anzeige.
Dagegen schließt der laufende Versuch heute mit einem Erfolg ab. Das „Auto“ ist frisch betankt, und nach Dutzenden beantworteten Fragen haben sogar die Testpersonen selbst viel über die eigenen Ansprüche an Automaten erfahren. Wieder in der Außenwelt denkt sich so mach einer bei der nächsten Alltagsbegegnung mit Technik: gäbe es doch mehr Usability Tests…