Für eine bessere Mobilität im ländlichen Raum

Abschlusskonferenz des Projektes in Furtwangen

Elektroautos, bessere Busverbindungen, Mitfahrgelegenheiten – die Themen rund um die Mobilität im ländlichen Raum sind vielfältig. Wie kann man ohne eigenes Auto mobil bleiben? Das Forschungsprojekt „Mobilität an ländlichen Hochschulen“ hatte am 16. Januar 2019 nach Furtwangen zum Abschlusstreffen eingeladen. Das Modellprojekt begann im Dezember 2015. Seitdem hat sich an der Hochschule Furtwangen wie auch den im Projekt einbezogenen Partnerhochschulen, der Dualen Hochschule in Villingen-Schwenningen und der Musikhochschule Trossingen, viel getan. Rektor Prof. Dr. Rolf Schofer meinte:  „Wir beobachten sichtbar und spürbar, dass es bei uns durch das Projekt Veränderungen gab.“

Prominenter Redner war Peter Hauk, Landesminister für ländlichen Raum und Verbraucherschutz: „Es war ein Segen, dass wir in Baden-Württemberg, entgegen den Bestrebungen anderer Länder, nicht den Weg der Zentralisierung gegangen sind, und es viele Hochschulen im ländlichen Raum gibt. Die Hochschulen im ländlichen Raum sind die Motoren des Wissenstransfers.“

Prof. Dr. Jochen Baier leitet zusammen mit Prof. Dr. Anton Karle das Projekt und erläuterte: „Die Ausgangslage war: Wir wollten herausfinden, wie der Modal-Split aussieht.“ Also welche Beförderungsmöglichkeiten von den Angehörigen der Hochschule genutzt werden. Welche Wege legen sie mit dem eigenen Auto, mit Mitfahrgelegenheiten, mit Bussen, dem Rad oder zu Fuß zurück. Es zeigte sich ein signifikanter PKW-Anteil und, recht typisch für eine Hochschulstadt, auch viele zu Fuß zurückgelegte Strecken. Doch was sind die Unterschiede zwischen den Studierenden und den Mitarbeitenden? Bei den Studierenden wünschten sich 37% mehr Parkplätze, bei den Mitarbeitenden wollten 33% mehr Fahrgemeinschaften bilden. Und beide Gruppen wünschen sich einen besseren ÖPNV (öffentlicher Personennahverkehr). Eine Erkenntnis war auch: 80% der Studierenden haben ein eigenes Fahrzeug stets zur Verfügung.

Im Zuge des Projekts wurden verschiedene Mobilitäts-Konzepte näher betrachtet. „Der Bus ist nicht das Allheilmittel. Es gibt dezentrale Siedlungsstrukturen, da wird das Auto gebraucht“, betonte Baier. Es wurden E-Fahrräder erprobt, etwa ein Lastenfahrrad am Campus Tuttlingen. Mit Elektrofahrzeugen wurde ein Teil des Dienstverkehrs und auch der Postverkehr zwischen den Hochschul-Standorten bewältigt. Die eingesetzten Fahrzeuge kamen dabei manchmal an Leistungsgrenzen. „Hier sind 150 Kilometer als Realreichweite nötig“, machte Professor Karle deutlich. „Das war mit den älteren Modellen von E-Cars teils nicht möglich, da gab es ein Reichweitenproblem.“ Doch Karle unterstrich: „Wir sahen im Lauf des Projekts: Da passiert etwas im Kopf. Das Bewusstsein wächst: Es geht auch ohne eigenes Auto.“ Über eine Online-Plattform konnten Angehörige der Hochschule Mitfahrgelegenheiten anbieten. Alleine darüber wurden 5.000 gemeinsame Fahrten vereinbart. „Wir haben durch das Projekt 15 Tonnen CO2 eingespart – über E-Dienstverkehr, Mitfahrgelegenheiten und den Shuttlebus“, fasste Professor Karle zusammen.

Im Sommersemester 2018 wurde ein Shuttlebus angeboten. Frank Wiest von der Verkehrsgemeinschaft Villingen-Schwenningen berichtete von den Erkenntnissen. Der Bus war kostenlos und exklusiv für HFU-Angehörige nutzbar. Die fünf Fahrten täglich von Waldkirch und Bleibach, mit Anbindung an die Zeiten der Breisgau S-Bahn, nach Furtwangen waren abgestimmt auf die Vorlesungszeiten. Der an den Bus montierte Fahrradträger wurde rege angenommen. Die Erkenntnisse aus dieser Phase fließen nun in die Verbesserung der bestehenden Busverbindung ein.

Volker Fricke vom Start-up e3 charge berichtete über Probleme und Chancen der Elektromobiliät. Ein großes Problem sei: Wo finde ich eine freie Lademöglichkeit, die auch nicht durch ein falsch parkendes Auto mit Verbrennungsmotor blockiert wird? Und welche Möglichkeiten gibt es, um Ladesäulen von Privaten für die Allgemeinheit nutzbar zu machen – insbesondere im ländlichen Raum?

Hintergrund
Das Projekt „Nachhaltige Mobilitätskonzepte für Studierende und Beschäftigte an Hochschulen im ländlichen Raum“ wurde von Dezember 2015 bis einschließlich März 2019 seitens des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg mit insgesamt 300.000 Euro gefördert. Mit der Projektleitung waren Prof. Dr. Anton Karle und Prof. Dr. Jochen Baier von der Hochschule Furtwangen betraut.

Weitere Informationen finden Sie auf den Mobilitäts-Seiten.