Die Energiewende kann gelingen - gemeinsam

Vierter Zukunftsnachmittag an der Hochschule Furtwangen: „Energie und Frieden“

Die Energiewende kann gelingen - gemeinsam (I27363)

Beim vierten Zukunftsnachmittag an der Hochschule Furtwangen referierten Prof. Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker und Prof. Dr. Andreas Bett zum Thema „Energie und Frieden“. Eingeladen hatte zu den Vorträgen in der Serie „Campus in Action – Von Wissen zu Handeln“ Prof. Dr. Achim Karduck von der HFU. (von links)

Es ging um nicht weniger als um die ganz großen Herausforderungen unserer Zeit beim vierten Zukunftsnachmittag, den die Hochschule Furtwangen am Dienstag ausrichtete. Mit Professor Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker und Professor Dr. Andreas Bett waren zwei Experten nach Furtwangen gekommen, die die sich der drängenden Thematik der Energiewende verschrieben haben und diese vor dem aktuellen Hintergrund des Ukrainekriegs einordneten.

„Prof. Dr. von Weizsäcker zählt zu den führenden Wissenschaftlern in internationaler, nachhaltiger Entwicklung und Umweltfragen auf dem Globus“, stellte Professor Dr. Achim Karduck, Informatikprofessor und Senatsbeauftragter für Nachhaltige Entwicklung an der Hochschule Furtwangen, den renommierten Referenten vor. Professor von Weizsäcker war unter vielen anderen Ämtern auch Co-Präsident des Club of Rome, Direktor bei der UN und Mitglied im Deutschen Bundestag. In einer halben Stunde Redezeit schaffte er es, den Finger auf die großen Lügen und Probleme der Zeit zu legen. „Wir können nicht immer mehr, mehr, mehr wachsen“, sagte von Weizsäcker und zeigte den Zusammenhang von „immer mehr Wohlstand“ und „stetig steigenden CO2-Emissionen“ auf. Selbst die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen ordnete er als „aggressive Wachstumsimperative“ ein – letztlich seien es nur deren drei ökologischen Basis-Ziele, die über den Fortbestand des Planeten entscheiden: „Wenn die Ökologie kaputt ist, ist auch Schluss mit der Ökonomie“, so von Weizsäcker und forderte eine „Neue Aufklärung“, die mehr Bewusstsein für Balance entstehen lässt.

An diesen großen Rahmen knüpfte Professor Dr. Andreas Bett mit ganz praktischen Beispielen an. Bett ist Physikprofessor und leitet das Fraunhofer Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) in Freiburg mit über 1400 Mitarbeitenden. Er berichtete über die eindrucksvolle Entwicklung der Forschung an dieser Technologie. „Photovoltaik ist inzwischen die billigste Energie“, sagte Professor Bett, der in seinem Institut in einer äußerst differenziert angelegten Simulation errechnete, ob die Energiewende überhaupt gelingen kann – mit positivem Ergebnis. Bett demonstrierte die Rechenbeispiele an einer Winterwoche im Jahre 2045, in der so genannte „Dunkelflaute“ herrscht, also sehr wenig Sonne und kaum Wind für Energie sorgen. Durch den Umstieg auf ein System der fortwährenden Stromerzeugung und -speicherung von sämtlichen regenerativen Energiearten (statt wie bisher der bedarfsgerechten Stromerzeugung) wäre die Energieversorgung selbst in einer solchen Phase sicher, errechnete Bett. Eine der vielen, komplexen Voraussetzungen dafür sei aber auch mehr Vertrauen in dezentrale Systeme. „Die vorgegebenen politischen Ziele sind erreichbar“, so Bett – sogar dann, wenn Faktoren wie Inakzeptanz den Wechsel erschweren sollten. „Dann schaffen wir es immer noch, aber es wird teurer“, sagte Bett und appellierte an das Publikum: „Es liegt an uns allen, auch an Ihnen. Schaffen Sie sich eine Photovoltaikanlage fürs Dach oder den Balkon an!“

Die an die beiden Vorträge anschließende Fragerunde nutzen viele der interessierten Zuhörenden und ließen die drei Experten unter anderem noch einmal vertiefen, wieso Atomkraft keine Lösung ist (teurer und viel zu unsicher), warum eine autarke Energieversorgung für Privathaushalte keinen Sinn macht (keine Kosteneffizienz) und was die beiden Referenten veranlassen würden, wenn sie „König von Deutschland“ wären: vor allem ein effizientes Infrastrukturprogramm. Ebenso einig waren sich die Experten, dass die Forschung im Bereich regenerative Energien weiter vorangetrieben werden muss und in diesem Bereich enorme Chancen für Industrie und Wirtschaft liegen.

Um die Inspiration und Motivation zum Umdenken auch über die Hochschul-Aula hinauszutragen, wurde die Veranstaltung vom Campus-TV-Team der Fakultät Digitale Medien unter Leitung von Ada Rhode live übertragen und wird als Video auf YouTube zu sehen sein: https://bit.ly/3emOQpe