Gleiche Lehrmodule für Musiker und Informatiker?

Projekt KISS: „Künstliche Intelligenz Services und Systeme“ nutzt Synergien in der Hochschullehre

Was hat ein Studium der Wirtschaftsinformatik mit einem Studiengang für Musikdesign gemeinsam? Mehr als man vermuten würde - so kann man mit Hilfe künstlicher Intelligenz sowohl Produktionsprozesse optimieren als auch Musik komponieren. An der Hochschule Furtwangen (HFU) ist derzeit ein neues Projekt im Aufbau, das geradezu universelle Eigenschaften hat: „KISS“, wie die Abkürzung für „Künstliche Intelligenz Services und Systeme“ lautet, ragt fächerübergreifend in viele unterschiedliche Fachbereiche und Studiengänge hinein, spielt in der Lehre, aber auch in der Forschung eine Rolle, hat unterschiedlichste Teilprojekte und wird sogar hochschulübergreifend erarbeitet. „Die Grundidee des Projekts ist, dass Künstliche Intelligenz immer wichtiger wird, demnach auch die KI-Kompetenz“, erklärt Projektleiterin Prof. Dr. Stefanie Betz, die an der HFU an der Fakultät Informatik in Furtwangen lehrt. Um Studiengänge dahingehend weiterzuentwickeln, sollen interdisziplinär nutzbare Lehrmodule entwickelt werden, die bei Bachelor- und Masterstudiengängen sowie bei Promotionen zum Einsatz kommen sollen. „Einerseits soll die KI eingesetzt werden, um ganz direkt Wissen zu vermitteln“, sagt Prof. Betz, „aber vor allem sollen die Studierenden lernen, KI selbst zu entwickeln und nachhaltig anzuwenden“.

Die betreffenden Studiengänge sind dabei an vielen verschiedenen Fakultäten angesiedelt – von Informatik über Mechanical and Medical Engineering, Wirtschaftsinformatik und Wirtschaftsingenieurwesen bis zu Industrial Technologies. Das Projekt KISS verbindet aber auch hochschulübergreifend: Die Hochschule Furtwangen hat mit der Staatlichen Hochschule für Musik Trossingen ein gemeinsames Kompetenzzentrum eingerichtet, das die Lehre im Bereich KI nun systematisch strukturiert, didaktisch aufbereitet und die Basismodule ausarbeitet. „Diese Module können genauso im Bereich generativer Musik, für Übe-Assistenten oder in der Musiktheorie eingesetzt werden wie für eine Technikfolgenabschätzung von KI-Produkten oder völlig neue, klanggestützte Formen der Mensch-Maschine-Interaktion“, zeigt Prof. Florian Clemens Käppler, Teilprojektleiter auf Seiten der Hochschule für Musik Trossiungen das Potenzial des Projekts auf, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird.  „HFU und HfM, die mit dem gemeinsamen Studiengang Musikdesign bereits auf eine jahrelange erfolgreiche Partnerschaft zurückblicken, erweitern damit ihre Kooperation auf das Feld der künstlichen Intelligenz, einem der bedeutendsten Zukunftsbereiche. Im Rahmen des Projektes ist ein völlig neuartiger Studienschwerpunkt ‚Musikdesign und künstliche Intelligenz‘ in Trossingen geplant und damit ein europaweit einzigartiges Masterstudium“, ergänzt Käppler.

In vier große KISS-Service-Säulen teilt Prof. Betz die Themen ein, in denen das KISS-Team nun arbeitet: Algorithmik (maschinelles Lernen und Programmierung), Sozioinformatik (Auswirkungen von KI), Datenmanagement (Datenverarbeitung und -analyse) und Didaktik (Lernen und Lehren).  „Uns ist wichtig, Studierenden ein grundlegendes Verständnis für die Technik und deren mögliche Folgen zu vermitteln: wie kann ich ein Problem mit KI lösen, welche Daten benötige ich in welcher Form, wie füttere ich sie in das System?“, sagt Stefanie Betz, die im Bereich Sozioinformatik tätig sein wird. „Es ist wichtig, den ‚Black-Box-Effekt‘ aufzuheben, also immer nachvollziehen zu können, wie Entscheidungen in KI entstehen.“

Auf der KISS-System-Ebene, Cognitive Robotics, Autonome Systeme, Smart Production, Smart Health Technologies, Musik-Tools und Mensch-Maschine-Musik sollen aufbauend auf den genannten KI-Service-Säulen konkrete Einsatzbereiche der KI aufgezeigt werden. Gerade in der Zusammenarbeit technischer Fakultäten mit der Musikhochschule sind spannende Ergebnisse zu erwarten. Das Projekt KISS mit einer Gesamtfördersumme von knapp drei Millionen EUR (1.918.329,95 HFU, 1.055.363.70 HfM)  ist zunächst bis 2025 angesetzt.