Mit Biowissenschaften in die Zukunft

Erstes Nachhaltigkeitskolloquium der Fakultät Medical and Life Sciences

Mit Biowissenschaften in die Zukunft (I21450)

Das „Silberne Reagenzgläsle 2021“ für den besten Projektsemestervortrag ging an Tim Kiefer.

Am 25. Juni lud Professor Dr. Holger Schneider, Studiendekan des Masterstudiengangs Nachhaltige Bioprozesstechnik, zum ersten Kolloquium zur Nachhaltigkeit in Forschung und Lehre ein. Online verfolgten mehr als fünfzig Zuhörerende die Vorträge, bei denen sich Professorinnen, Professoren und Studierende der Fakultät abwechselten.

Vielfältig war das Themenspektrum der Veranstaltung. Professorin Dr. Ulrike Salat stellte gemeinsam mit Studierenden der Bachelorstudiengänge Angewandte Biologie und Molekulare und Technische Medizin das Wahlpflichtfach „Climate Challenge“ vor, dessen Teilnehmende ihre eigene Klimabilanz untersuchen und zu optimieren versuchen. Hier hatten die Studierenden auch eine kleine Challenge für die Zuhörerenden vorbereitet: Anhand des eben eingenommenen Mittagessens nahmen sie unter die Lupe, wie klimafreundlich wir uns ernähren.

Anschließend präsentierten die Studierenden der Nachhaltigen Bioprozesstechnik ihre Semesterprojekte. Ob bei der Aufarbeitung von Tofu-Molke, der Kultivierung von Saccharomyces cerevisiae, dem Scale-Down-Modell eines Reaktorsystems, der Charakterisierung einer Destillationskolonne, der effektiven und umweltfreundlichen Synthese von Bromalkyl-Glykosiden, der Produktion eines PET-abbauenden Enzyms oder der zur Aufarbeitung von Reststoffen verwendbaren b-Galactosidase und der Nutzbarmachung von Sonnenblumenproteinkonzentrat – stets stand die Nachhaltigkeit im Mittelpunkt. Den Preis für den besten Projektsemestervortrag, das erstmals verliehene „Silberne Reagenzgläsle“, erhielt Tim Kiefer für sein Projekt „Neuartige Bioreaktoren zur Elektrizitätsgewinnung“, in dem er die Verwendung von Klärschlamm zur Erzeugung von Strom untersucht hat.

Auch eine Gruppe Studierender aus dem Studiengang Angewandte Biologie hat sich Großes vorgenommen: Beim Wettbewerb „X-Prize Carbon Capturing“, der u.a. von Elon Musk initiiert wurde, nehmen sie in der Kategorie „Student Award“ teil. In ihrem Projekt wollen sie den nachhaltigen Nahrungsmittelanbau nach dem Prinzip der Permakultur mit einer „Luftkläranlage“ aus Phytoplankton kombinieren. Mit dessen Hilfe soll CO2 gebunden und nach einer Pyrolyse in Form von Biokohle eingelagert oder als Dünger genutzt werden. Fabio Manna und Ricardo Honorato stellten das Projekt vor.

Dass auch Chemie nachhaltig sein kann, zeigten Professor Dr. Nicolas Werbeck und Professor Dr. Magnus Schmidt. Dabei ging Professor Dr. Werbeck vor allem darauf ein, wie wichtig es ist, die Interaktion von Enzymen mit ihren Substraten auf molekularer Ebene zu verstehen – zum Beispiel, um Enzyme für den Abbau von Kunststoffen zu optimieren oder um neue pharmazeutische Wirkstoffe für unsere älter werdende Gesellschaft zu entwickeln. Professor Dr. Schmidt legte den Schwerpunkt seines Vortrages auf die nachhaltige Produktion von Basischemikalien, denn auch hier liegt großes Potenzial zum Beispiel in der Nutzung nachwachsender Rohstoffe anstelle des bislang verwendeten Erdöls.

Professor Dr. Holger Schneider beschloss den Nachmittag mit Anmerkungen zur Entwicklung des Studienganges Nachhaltige Bioprozesstechnik, der in Zukunft bilingual durchgeführt wird, sowie der Verleihung des „Silbernen Reagenzgläsles“. Wie die ganze Veranstaltung konnte diese Ehrung leider vorläufig nur virtuell erfolgen, jedoch soll das Kolloquium zur festen Institution an der Fakultät Medical and Life Sciences werden und im Sommersemester 2022 dann hoffentlich in Präsenz stattfinden.