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Hörsaal voller Menschen

Forschende aus aller Welt treffen sich derzeit bei gleich drei verschiedenen hochrangigen Wissenschaftstagungen an der Hochschule Furtwangen. Bilder: HFU

Forschende aus über 30 Ländern zu Gast an der Hochschule Furtwangen

Obwohl gerade Semesterferien sind, herrscht an der Hochschule Furtwangen (HFU) am Standort Schwenningen reges Treiben. Drei Tage lang ist die HFU Austragungsort gleich dreier hochrangiger Veranstaltungen im Bereich Forschung. Zum einen richtet die Hochschule das diesjährige Symposium „Biological and Medical Systems“ der internationalen Vereinigung „International Federation of Automatic Control“ (IFAC) aus, eine Veranstaltung mit 33 Jahre langer Tradition und internationaler Strahlkraft, die bereits unter anderem in Texas (USA), Hamilton (Canada), Melbourne (Australien), Sao Paulo (Brasilien) oder europäischen Hauptstädten wie Budapest (Ungarn) oder Berlin organisiert wurde. Prof. Dr. Christoph Reich, Prorektor für Forschen und Nachhaltigkeit an der HFU erläutert: „Die IFAC BMS blickt auf eine langjährige Tradition zurück und wird im dreijährigen Turnus in wechselnden Ländern ausgerichtet. Es ist eine besondere Ehre, dass es Prof. Möller vom Institut für Technische Medizin der Hochschule Furtwangen gelungen ist, den Austragungsort dieser renommierten wissenschaftlichen Veranstaltung in diesem Jahr nach Schwenningen zu holen.“ Außerdem findet parallel das Symposium des Fachausschusses „Automatisierungstechnische Verfahren für die Medizintechnik“ (AUTOMED) statt, dessen Kernaufgabe der Transfer von Methoden und Konzepten zwischen Ingenieuren und Ärzten und die gegenseitige Weiterbildung ist. Zusätzlich feiert die Innovations- und Transferpartnerschaft Connected Health in Medical Mountains (CoHMed) nach über sieben Jahren und 20 geförderten Forschungs- und Entwicklungsprojekten ihr Abschlusssymposium.

220 Teilnehmende aus über 30 Ländern sind in diesen Tagen an der HFU zu Gast, insbesondere Forschende aus der Medizintechnik, aber auch Vertretende regionaler Unternehmen. Sie tauschen sich über aktuelle Forschungsergebnisse im Bereich der personalisierten Medizin und der personalisierten diagnostischen und therapeutischen Prozesse aus und initiieren neue gemeinsame Forschungsprojekte. Insbesondere Fachvorträge zu digitalen Zwillingsmodellen für die Therapieoptimierung und andere Anwendungen, zu Systemen zur Verabreichung von Medikamenten, intelligenten medizinischen Geräten und zum Thema maschinelles Lernen in biomedizinischen Prozessen stoßen bei den Gästen auf reges Interesse. Eine Besonderheit sind auch die Fachvorträge zu hochaktuellen Themen wie „Psychische Gesundheit“ oder „Frauengesundheit“. Sie sollen das Publikum unter anderem dafür sensibilisieren, dass unterschiedliche Behandlungsmethoden für Frauen und Männer im aktuellen Gesundheitssystem mehr Berücksichtigung finden sollen.

Im Rahmen des CoHMed-Abschlusses wird das umfangreiche Programm durch rund 30 Vorträge der geförderten CoHMed-Projekte zu führenden Medizintechniktrends wie Personalisierung, Digitalisierung, Miniaturisierung, Intelligente Systeme, Biologisierung und Neue Materialien ergänzt. In der begleitenden Ausstellung präsentieren sich regionale Medizintechnikunternehmen und Forschungsinstitute, die an CoHMed beteiligt sind. Insgesamt arbeiten 34 Forschungspartner aus der Industrie an innovativen Lösungen im Rahmen von CoHMed mit, davon 21 kleine und mittelständische Unternehmen.

„Die Innovations- und Transferpartnerschaft CoHMed hat wesentlich dazu beigetragen, dass sich die Forschung an der Hochschule Furtwangen in der Medizintechnik in den letzten sieben Jahren rasant entwickeln konnte. Die Forschungsprojekte in diesem Bereich haben stark zugenommen, es wurden über 500 wissenschaftliche Publikationen während der Laufzeit von CoHMed veröffentlicht und auch Erfindungen getätigt“, teilt Prof. Dr. Christoph Reich mit. CoHMed-Partnerschaftssprecher Prof. Dr. Knut Möller ergänzt, dass im Rahmen von CoHMed seit 2017 an der HFU 20 Forschungs- und Entwicklungsprojekte mit einem Gesamtvolumen von rund 11 Millionen Euro durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wurden. „Dank einer Anschlussfinanzierung durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg kann das CoHMed-Managementprojekt, das für die Verwaltung dieser Innovations- und Transferpartnerschaft zuständig ist, weiterhin für eine nachhaltige Weiterführung des aufgebauten Netzwerks und die Generierung neuer Projekte sorgen“, so Möller.

Prof. Dr. Hadi Mozaffari Jovein, Leiter des Instituts für Werkstoffe und Anwendungstechnik (IWAT) am HFU-Standort Tuttlingen bestätigt als Projektleiter mehrerer CoHMed-Projekte: „Dank der Förderung des BMBF im Rahmen von CoHMed konnte ich meine Kooperationen mit regionalen Industrieunternehmen intensivieren, und wir konnten gemeinsam neue Forschungs- und Entwicklungsthemen angehen, um innovative Lösungen zu entwickeln. Aktuell arbeiten wir an der Entwicklung innovativer Brust-Gewebemarker für die Krebstherapie.“

Prof. Geoffrey Chase, University of Canterbury, IFAC ergänzt, dass „die Kostenentwicklung für die medizinische Versorgung in allen hochindustrialisierten Staaten deutlich rascher steigt als das Bruttosozialprodukt. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann die Gesundheitsversorgung unbezahlbar wird. Die Forschung, die sich auf internationaler Ebene in Form von Vereinigungen wie der IFAC organisiert, sucht nach Wegen der Rationalisierung und Kostensenkung durch Automatisierung. Bei diesen Projekten entsteht quasi als Nebeneffekt eine bessere Qualität der medizinischen Maßnahmen durch Personalisierung und intelligentere Nutzung von Informationen und Ressourcen“.

Prof. Dr. Philipp Rostalski, Universität zu Lübeck, AUTOMED: „Ganz entscheidend in diesem Zusammenhang ist die verantwortliche Nutzung neuer Technologien, speziell in sensitiven Bereichen wie der Medizin. Der Fachausschuss AUTOMED betrachtet insbesondere den Austausch zwischen Industrie und Wissenschaft als wichtige Komponenten seines Aufgabenspektrums. Konferenzen wie das AUTOMED-Symposium führen junge WissenschaftlerInnen an die angewandte Spitzenforschung heran und sie können von diesem konstruktiven Umfeld profitieren.“

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