"Versteh' ich nicht!" oder "Das soll Kunst sein? Das kann ich auch!" Dies sind sicherlich zwei der häufigsten Sätze, die im Zusammenhang mit der Betrachtung moderner und zeitgenössischer Kunst fallen. Das Publikum tut sich oft schwer, insbesondere mit abstrakten, ungegenständlichen oder konzeptionellen Werken, und reagiert entsprechend mit Unverständnis oder gar mit offen bekundeter Ablehnung. Nicht ohne Grund sind daher in den letzten Jahren zahlreiche Handbücher zum Umgang mit moderner und zeitgenössischer Kunst erschienen, die den Zugang erleichtern wollen.
Auch Vanessa Charlotte Heitland als Leiterin eines Ausstellungshauses, dessen Schwerpunkt auf der Präsentation von künstlerischen Positionen nach 1945 liegt, weiß um die Schwierigkeiten in der Annäherung zwischen Publikum und Objekt oder gar zwischen Besuchern und Ausstellungshaus selbst. Vom generell kunstaffinen Stammpublikum abgesehen, fehlt dem Großteil der Bevölkerung der Bezug zu dem in der Galerie Gezeigten, obwohl die Förderung und Vermittlung von Kunst in Villingen-Schwenningen seit mehr als 70 Jahren eine große Bedeutung hat. Die Hemmschwelle, einen Ort wie die Städtische Galerie ohne breites 'Kunstwissen' zu betreten, erscheint dennoch nach wie vor groß – auch von Seiten der Studierenden der benachbarten Hochschulen. Denn obwohl sich die Städtische Galerie in direkter Nachbarschaft zur HFU auf dem Gelände der ehemaligen Uhrenfabrik Kienzle befindet, fand ein 'nachbarschaftlicher Austausch' bisher größtenteils nur in Form der Nutzung des Galeriegartens für Feste und Feiern statt. Für die neue Leiterin Grund genug zu zeigen, dass die Galerie auch im Innern einiges zu bieten hat und kein hermetisch abgeriegelter Kunst-Tempel ist, sondern ein offener Ort, an dem man der Kunst in all ihren Facetten ohne Vorbehalte und mit Spaß begegnen kann.
An ausgewählten Beispielen aus der städtischen, über 3000 Werke umfassenden, Sammlung süddeutscher und internationaler Kunst möchte Vanessa Charlotte Heitland zeigen, wie vielfältig die Kunst der Moderne und der Gegenwart ist, wie man sich ihr auch als Laie nähern kann und warum man nicht alles auf den ersten Blick verstehen muss.
Ein Plädoyer für einen unbeschwerten Zugang zur Kunst!
Zur Person
Vanessa Charlotte Heitland ist seit dem 1. Juni 2018 Leiterin der Städtischen Galerie Villingen-Schwenningen, dessen Schwerpunkt auf der Präsentation von künstlerischen Positionen nach 1945 liegt.
Nach dem Studium der Kunstgeschichte und der Klassischen Archäologie in Freiburg sowie Auslandsaufenthalten in Baltimore und Verona war sie zunächst am Kunsthistorischen Institut der Universität Freiburg als Tutorin und wissenschaftliche Mitarbeiterin tätig und koordinierte unter anderem ein Mentoring-Projekt für Studierende. Anschließend betreute sie als Kunstreferentin der 'Lippischen Kulturagentur' in Lemgo die Ausstellungshäuser und Aktivitäten in der Malerstadt Schwalenberg, kuratierte dort Ausstellungen mit dem Schwerpunkt auf moderner und zeitgenössischer Kunst und zeichnete unter anderem verantwortlich für das Schwalenberg-Stipendium für bildende Kunst. Zuletzt leitete sie drei Jahre lang das 'Museum im Schloss Bad Pyrmont', das sie insbesondere durch eine gezielte Neuausrichtung des Ausstellungsprogramms als Ausstellungsort für Gegenwartskunst etablierte und das Haus dabei durch neue Vermittlungs- und Veranstaltungsformate für neue Zielgruppen öffnete.
Die Vermittlung von Kunst und deren Kontexten sowie die Weitergabe ihrer eigenen Begeisterung für das Thema sind bereits seit dem Studium die große Passion der Galerieleiterin – und nun auch zentrale Anliegen ihrer Arbeit in Villingen-Schwenningen.