Erster Getreidebrand an der Hochschule Furtwangen

Destillieren lernen im Studium

Die Hochschule Furtwangen (HFU) lehrt das Schnapsbrennen – und hat sich dieses Semester an einen neuen Rohstoff gewagt: Getreide. Bislang wurden für das „HFU Spirit“ genannte Destillat Äpfel und Birnen von Streuobstwiesen durch die Studierenden des Wahlfachs HFU-Brennerei verarbeitet. Nun wurde Weizen und Gerste als Ausgangsstoff genommen. Möglich wurde das durch den Wegfall des Branntweinmonopols, denn jetzt kann jeder, der ein Brennrecht besitzt, auch mehlige Stoffe verarbeiten. Zuvor war "nur" Obst möglich. Und da die Hochschule Furtwangen im laufenden Sommersemester kein frisches Obst von ihren von der Stadt gepachteten Streuobstwiesen zur Verfügung hatte, wurde nun erstmals Getreide verarbeitet.

„Den Weizen aus regionalem Anbau hat uns die Kutmühle, sprich Familie Riegger zur Verfügung gestellt“, berichtet Prof. Dr. Ulrike Salat. Die Studierenden aus dem 6. Semester der Studiengänge „Bio- und Prozesstechnologie“ und „Molekulare und Technische Medizin“ der in Schwenningen beheimateten Fakultät Medical and Life Sciences haben im Sommersemester daraus Kornbrand hergestellt.

Zudem hat ein Studierender einen Gerstenbrand produziert, der in ein eigens von einem Fassbinder hergestelltes 5-Liter-Eichenfässchen gefüllt wurde. Nach drei Jahren Reifezeit wird dann der erste HFU Whiskey zu verkosten sein. So lange bleibt das Fass fest verschlossen.

Doch der Kornbrand aus Weizenvollkornmehl ist bereits trinkreif und wurde in einer Verkostung beurteilt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Kurses arbeiteten in zwei Gruppen und jede Gruppe stellte zwei Brände her – dabei waren die Maische-Gefäße jeweils unterschiedlich. Bei der Blindverkostung wurden die vier eigenen Erzeugnisse einem im Handel erhältlichen Kornbrand aus der Region gegenübergestellt. Das Ergebnis machte die Studierenden stolz: Die eigenen Brände konnten bestens mithalten und es gab keine signifikanten Unterschiede zwischen Handelsware und selbst hergestelltem Produkt.

Bereits seit sechs Jahren lernen Studierende, den HFU Spirit zu destillieren und damit praxisnah einen der wesentlichen chemischen Prozesse kennen. Der Schnaps geht nicht in den Verkauf, sondern dient als besonderes Geschenk für Hochschulgäste aus dem In- und Ausland. Das Brennerei-Team – Stephanie Schäfer, Prof. Dr. Holger Schneider und Prof. Dr. Ulrike Salat – hat für die kommenden Semester viele weitere Projekte für die Studierenden in Planung. Aus dem Ausgangsprodukt Apfel oder Birne sollen künftig auch Gummibärchen oder Kosmetik hergestellt werden.