HFU goes viral

Am Campus Villingen-Schwenningen werden seit diesem Jahr auch Viren gezüchtet

Viren gelten nicht erst seit der Corona-Pandemie als gefährlichste Infektionserreger. Da es gegen viele virale Infektionskrankheiten keine ursächliche Therapie gibt, sind Präventionsmaßnahmen hier von besonders großer Bedeutung. „Am besten schützt man sich vor Viruserkrankungen wie Masern, Hepatitis oder auch Grippe durch die empfohlenen Impfungen“, sagt Projektleiter Prof. Dr. Markus Egert, der seit knapp drei Jahren Forschungsprofessor für Angewandte Virologie & Hygiene an der HFU ist. „Aber auch Desinfektionsmittel sind ein wichtiger Bestandteil bei der Vorsorge.“

Viren sind keine Lebewesen, sondern „nur“ komplizierte Moleküle. Da Viren nicht leben, kann man sie auch nicht töten. Man kann ihnen aber ihre Infektiosität nehmen, zum Beispiel indem man ihre Hülle zerstört. Ob ein Virus noch infektiös ist, erkennt man nur daran, ob es noch in der Lage ist, seine Wirtszelle zu töten. „Mit molekularbiologischen Methoden zum Nachweis von Viren arbeiten wir an der HFU schon länger. Seit Kurzem können wir nun aber auch zeigen, ob diese Viren noch aktiv sind“, erklärt Prof. Egert.

Mit finanzieller Unterstützung der Firma ZEISS Vision Care aus Aalen und zell- wie mikrobiologischer Expertise von Prof. Dr. Margareta Müller (Fakultät MME), Dr. Angela Magin und Dipl.-Biol. Birgit Fritz (beide Fakultät MLS) wurden im Zellkulturlabor am Campus Schwenningen antivirale Wirksamkeitstests mit bovinen Coronaviren etabliert. Diese Viren lösen bei Kälbern Durchfall und Atemwegserkrankungen aus, sind für Menschen aber ungefährlich. Alle erforderlichen Genehmigungen liegen selbstverständlich vor, und die Arbeiten mit den Viren finden unter den erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen statt.

Für die Tests werden Viren vor und nach einer Behandlung, zum Beispiel mit Desinfektionsmittel, mit ihren Wirtszellen inkubiert. Die Anzahl der dabei sichtbar geschädigten Wirtszellen ist ein Maß für Anzahl noch aktiver Viren. „So können wir selbst testen, wie gut neue Desinfektionsmittel oder auch speziell ausgerüstete antimikrobielle Oberflächen Viren inaktivieren. Mir ist keine andere Hochschule für Angewandte Wissenschaften bekannt, die praktisch mit Coronaviren arbeitet“, merkt Egert stolz an.

Aktuell wird die Technologie im Rahmen einer Bachelorarbeit im Fach Angewandte Biologie weiter erprobt. Mittelfristig soll sie im Rahmen von öffentlichen Forschungsprojekten und/oder von Auftragsforschung verstärkt zum Einsatz kommen.