Durch Furtwangen führen jetzt blaugrüne Linien

Projekt „Zeit für Zukunft“ des Deutschen Uhrenmuseums, der Hochschule Furtwangen und von Studierenden gibt Impulse im öffentlichen Raum

Seit Dienstag ziert die Straßen von Furtwangen ein ganz besonderes Muster. Blaugrüne Linien führen über den Asphalt, dazwischen prangen mit leuchtoranger Farbe Hinweise: „Zeit für Zukunft“. Unter diesem Titel haben das Deutsche Uhrenmuseum, das Public Science Lab der Hochschule Furtwangen und Studierende ein gemeinsames Projekt ins Leben gerufen, das nun mit den Linien im Außenbereich der Hochschule in eine nächste Phase geht.

Alice Hörner, Studierende an der HFU und Projektbeteiligte, schiebt „Waldi“, einen mit Spraydosen bestückten Rollwagen, quer über die Fahrbahn. Die entstehende blaugrüne Linie führt zur Mensa der Hochschule, dann in Schlangenlinien wieder zurück zum Robert-Gerwig-Platz und zum Eingang des Uhrenmuseums. Dort treffen sich die Projektpartner und erklären, was es mit der künstlerischen Aktion auf sich hat. „Der Ausgangspunkt war, dass Museen sich derzeit sehr stark im Bereich partizipative Teilhabe engagieren“, erklärt Uhrenmuseums-Leiterin Nicole Deisenberger. In Baden-Württemberg wurde dafür vergangenes Jahr ein eigenes Zentrum des Landes eingrichtet, und dessen Förderprogramm „Weiterkommen“ machte nun auch die Umsetzung der Idee „Zeit für Zukunft“ möglich.

Das interdisziplinäre Projektteam besteht aus Nicole Deisenberger als Leiterin des Deutschen Uhrenmuseums, aus Prof. Dr. Stefan Selke, Leiter des Public Science Labs an der Hochschule Furtwangen und aus den HFU-Studierenden Alice Hörner und Jan Finkbeiner, die sich im „Studentischen Netzwerk für offene Wissenschaft (S.N.O.W.)“ für neue Kommunikationsformen engagieren. Ebenfalls Teil des Projektteams ist die Berliner Künstlerin Susanne Bosch, die das Konzept der farbigen Linien einbrachte. „Im Hauptgebäude der Hochschule Furtwangen führen blaue und grüne Linien zu einer schwarzen Kreidewand, auf der Fragen rund um das Thema Zeit und Zukunft gestellt werden“, berichtet Susanne Bosch. Studierende und Mitarbeitende nutzen schon seit einigen Wochen die Möglichkeit, dort eigene Gedanken zu hinterlassen. „Man merkt deutlich, nach anfänglicher Zurückhaltung wird das Thema nun immer tiefgründiger angegangen“, berichtet HFU-Kanzlerin Andrea Linke, die sich über täglich neue Anschriebe freut. „Die Hochschule ist ein Ort des Experimentierens“, sagt sie. „Wir bilden junge Menschen fachlich sehr hochrangig aus, aber der darüberhinausgehende Bereich des sozialen und künstlerischen Engagements gehört auch zu einer ganzheitlichen Ausbildung“. Durch Projekte wie „Zeit für Zukunft“ werde Studierenden ermöglicht, Kreativität zu entwickeln, von der sie persönlich profitierten, und die letztlich Innovationen erst möglich mache.

Nun ist „Zeit für Zukunft“ im öffentlichen Raum angekommen. Die Linien in Furtwangen verbinden alle Gebäude der Hochschule und geben Passanten Impulse, über Zukunft nachzudenken. „Es geht in dem Projekt um die Gespräche, die hier entstehen“, präzisiert Nicole Deisenberger. Das Team wird die vielen Antworten und Rückmeldungen, ob schriftlich an einer Wand oder mündlich auf der Straße abgegeben, sammeln und aus den Ergebnissen neue Formate generieren. Bei den Reaktionen auf „Zeit für Zukunft“ sei bereits eines aufgefallen, berichtet Prof. Dr. Stefan Selke: „Es herrscht derzeit eine große Ungewissheit in Bezug auf Zukunft, politisch, aber auch persönlich“. Er sei überrascht gewesen, wie wenig gerade junge Menschen sich spezifisch mit dem Thema auseinandersetzen, es manchmal sogar meiden. „Wir alle wollen eine Zukunft, haben eine Zukunft, und es gilt, diese bewusst zu gestalten“, so Selke. Die neu zu entwickelnden Dialog-Formate zwischen Uhrenmuseum und Hochschule werden hier ansetzen und offene Räume zum Austausch über Zukunftsfragen anbieten.

Alice Hörner ist von den Erfahrungen der Zusammenarbeit in dem Projektteam begeistert. „Diese offenen Dialogformen sind für Studierende wichtig“, sagt sie, „wir können uns da ganz frei und ungebunden beteiligen“. Die Gelegenheit wird gerne genutzt – sogar mitten in der Nacht konnte das Projektteam schon beobachten, wie Kommentare an die Kreidewand geschrieben werden.

Auf den Straßen und Plätzen Furtwangens ist die Aktion aufgrund des schlechten Wetters allerdings wohl nur kurz zu sehen. Umso wichtiger, dass sich Interessierte auch online an dem Projekt beteiligen können. Das Deutsche Uhrenmuseum hat für „Zeit für Zukunft“ eine digitale Pinnwand eingerichtet: www.deutsches-uhrenmuseum.de/zeit_fuer_zukunft

FOTOS:

  • Studentin Alice Hörner markiert für das Projekt „Zeit für Zukunft“ Furtwangens Straßen. Bild: Deutsches Uhrenmuseum
  • Das interdisziplinäre Projektteam „Zeit für Zukunft“: Studentin Alice Hörner, Nicole Deisenberger, Leiterin des Deutschen Uhrenmuseums, Künstlerin Susanne Bosch und Prof. Dr. Stefan Selke, Leiter des Public Science Lab an der Hochschule Furtwangen. Bild: Deutsches Uhrenmuseum
  • Angeregte Gespräche macht das Projekt „Zeit für Zukunft“ derzeit in Furtwangen möglich. Hier Prof. Dr. Selke im Gespräch mit HFU-Mitarbeitenden. Bild: Deutsches Uhrenmuseum