Fünf Fragen an Prof. Dr. Uwe Hahne

Fakultät DM: Prof. Dr. Hahne, Sie haben in Weimar Media Systems studiert, waren später an der TU Berlin in der Forschungsgruppe Computer Graphics bei Marc Alexa. Während Ihrer Promotion haben Sie vor allem in den Bereichen Time-of-Flight Imaging und Multi-Touch Interaction geforscht. Ihre Forschung hat sich immer mehr zugespitzt auf diese letzten Themen. Was fasziniert Sie daran so sehr?
Prof. Dr. Uwe Hahne: Eigentlich faszinieren mich optische Mess- und Kamerasysteme aller Art. Schon seit dem Studium hat es mich beim Programmieren gereizt, mit Kameras zu arbeiten. Man hat durch die Kamerabilder einen Bezug zur echten Welt und muss auf die unterschiedlichsten Daten reagieren. Computer nehmen die Welt einfach anders wahr, als es Menschen tun. Dadurch ist man zu einem Perspektivwechsel gezwungen und hinterfragt auch die eigene Wahrnehmung.
Zur Multi-Touch Interaktion kam ich an der TU Berlin, als wir in einem studentischen Projekt mit Hilfe einer herkömmlichen Kamera und einer beleuchteten Plexiglasscheibe einen interaktiven Tisch gebaut haben. Diesen haben wir dann vor allem für Abschlussarbeiten eingesetzt, von denen wir die eine oder andere publizieren konnten.
Die Time-of-Flight (ToF) Kameras begleiten mich auch schon seit gut 15 Jahren. Am Anfang musste man die Daten noch aufbereiten, bevor man damit Applikationen lösen konnte. Dazu hatte ich mir Verfahren überlegt und diese implementiert. Das hat mich dann zur SICK AG geführt, wo ich die Software für Time-Of-Flight Kameras zur Produktreife mit entwickelt habe. Heute sind in den modernen Smartphones ToF Kameras, die zum einen bei der Berechnung von Tiefenschärfe in Fotos helfen und zum anderen die Umgebung für Augmented Reality Anwendungen erfassen können. Dieses große Spektrum an Anwendungsmöglichkeiten fasziniert mich. Ich mag es, neue Technologien in ungewöhnlichen Applikationen einzusetzen.

Während Ihrer Promotion waren Sie zwei Monate als Gast bei Microsoft Research Cambridge und haben in den Bereichen Computer Vision und User Interfaces mitgeforscht. Was haben Sie aus dieser Zeit mitgenommen?
Die kurze Zeit in England konnte ich intensiv nutzen, um einerseits die britische Kultur kennen und schätzen zu lernen. Andererseits hatte ich die Möglichkeit, mit herausragenden Wissenschaftlern zu arbeiten. Das hat mich damals sehr inspiriert und mir gezeigt, dass man für wissenschaftliche Arbeit einfach sehr kreativ sein darf – oder sogar muss.

In den letzten neun Jahren haben Sie bei SICK im Software Development, später als Gruppenleiter Software Design gearbeitet. Was haben Sie da konkret gemacht?
Wie oben erwähnt habe ich die Software für 3D Kameras entwickelt. Zuerst habe ich selbst als GUI und Schnittstellenentwickler in Java und C++ programmiert, später dann als Gruppenleiter eine Transformation zur agilen Softwareentwicklung nach Scrum angestoßen und vorangetrieben. Dabei habe ich viele spannende Konzepte kennen gelernt, die ich jetzt hier in der Lehre einsetzen möchte.

Sie übernehmen die Professur Computer Vision für Medienanwendungen. Wie sieht diese Vision aus? Welche Themen werden im Fokus stehen?
Im Bereich Computer Vision geht es eigentlich darum, Informationen aus Bildern heraus zu lesen, damit diese weiterverarbeitet werden können. Also Dinge wie Gesichter oder Symbole in Bildern zu erkennen. Inzwischen entstehen aber durch die vielen Smartphones jeden Tag unglaublich viele neue Bilder und Fotos. Diese kann man nutzen um Neues zu erschaffen. Es gibt beispielsweise ein Projekt, bei dem 3D Modelle von berühmten Orten aus den Fotos der Touristen erschaffen werden. So etwas begeistert mich sehr und ich hoffe, dass mir hier mit den vielen Kreativen an der Fakultät zahlreiche derartige Projekte einfallen werden.

Gute Lehre liegt Ihnen sehr am Herzen. Was macht Ihre Lehre aus? Was können unsere Studierenden erwarten?
Im Kern stehen für mich die Werte aus der agilen Softwareentwicklung nach Scrum: Fokus, Engagement, Mut, Offenheit und Respekt. Diese Werte ermöglichen eine nachhaltig produktive Zusammenarbeit im Team. Die Basis bilden Transparenz, Inspektion und Adaption. Das sorgt dafür, dass man immer weiß wo man gerade steht. So kann wird regelmäßig überprüft, ob man noch auf dem richtigen Weg ist und auch, ob man gut voran kommt. Übertragen auf die Lehre bedeutet das eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe, bei der alle Beteiligten etwas lernen und sich ständig verbessern, ohne sich zu verausgaben.