Maskenproduktion mit dem 3D-Drucker in Texas

Luka Bekavac studiert Wirtschaftsinformatik (WIB) im vierten Semester an der HFU und macht gerade sein Praxissemester bei der Firma Essentium in Texas/USA. Essentium ist ein relativ junges Start-up Unternehmen, das 3D-Drucker und zugehörige Materialien herstellt. Beworben hat er sich auf eine Stelle als "Application Engineer Intern". Das Praktikum ist auf die beiden Firmensitze in Austin, Texas und Los Angeles, Kalifornien aufgeteilt. Als er sein Praktikum am 1. März 2020 in Austin antrat, ahnte er noch nicht, dass ein paar Tage später ein Einreiseverbot für die USA verhängt werden würde. Er entschied sich zu bleiben…

Können Sie kurz beschreiben, was ein Application Engineer macht und wie sich Ihr Praktikum Corona-bedingt entwickelt hat?

Als Application Engineer arbeitet man eng mit den Kunden zusammen und lernt ihre Anforderungen kennen, um dann Software und Hardware auf diese abzustimmen, zu testen, zu re-designen und zu implementieren. In meinem Fall sollte ich Kunden betreuen und versuchen, die 3D-Drucker auf ihre Wünsche hin anzupassen. In den ersten drei Wochen lief auch alles nach Plan, dann erreichte das Corona-Virus auch Texas. Die Stadt Austin und andere Behörden riefen Essentium dazu auf, zu prüfen, ob man mit den 3D-Druckern dringend benötigte Atemschutzmasken herstellen könnte. Nach langen Meetings fing ein kleines Team inklusive mir an, erste Masken zu designen, diese zu drucken und zu testen.

Ist der Plan aufgegangen, Masken zu produzieren?

Der Bedarf an Atemschutzmasken war so hoch, dass wir innerhalb der ersten Woche schon mehr Aufträge hatten als wir im restlichen Jahr wahrscheinlich bedienen hätten könnten. Deshalb erweiterten wir nach und nach unsere Produktion und schließlich wuchs die Anzahl Drucker von fünf auf über 20 in weniger als zwei Monaten.

Wie sieht aktuell Ihr Corona-bedingter Alltag in Texas aus?

Neben der Arbeit, etwas Sport und dem Appartement gab es aufgrund der Corona-Einschränkungen keine anderen Aktivitäten in meinem Alltag. Texas hat zwar inzwischen Malls und Freizeitparks wieder geöffnet, allerdings versuche ich, mit nicht zu vielen Menschen in Kontakt zu kommen. Am Wochenende bieten sich die State Parks oder der große Lake Travis an, um mit meinen Mitbewohnern aus dem Appartement zu entspannen.

Inwieweit helfen Ihnen die aus dem Studium der Wirtschaftsinformatik erlernten Inhalte bei Ihrem Praktikum?

Die Inhalte aus dem Studium, wie auch das Erlernte aus meiner Zeit bei der studentischen Unternehmensberatung IBC in Furtwangen haben mir bei der Umsetzung meiner Aufgaben in der Firma sehr geholfen. Seien es die Logistik-Aspekte, Inhalte der Qualitätssicherung oder wie man Abläufe standardisiert. Auch andere Module wie Datenbanken oder Programmieren haben dazu beigetragen, dass ich nicht vollkommen verloren war, wenn zum Beispiel ein Software-Error auftauchte. Auch das ein oder andere Flow Chart habe ich während meines Praktikums schon erstellt.

Was macht für Sie die Arbeit in einem amerikanischen Start-up aus?

Für mich war es entscheidend bei der Auswahl meines Praktikumsplatzes, ein Start-up zu finden. Dort sind die Abläufe meistens noch nicht so „streng“ wie in größeren Firmen und die einzelnen Abteilungen sind eher offen. Außerdem wird in einem Start-up jede Hand benötigt, dies bedeutet, es gibt immer Arbeit und man kann auch leicht in andere Abteilungen des Unternehmens hineinschauen. Ein besonderer Punkt, der mir bei Essentium noch am Herzen lag, war, dass die Firma wie eine große Familie agiert und man bei seiner Arbeit nie alleine auf sich gestellt ist.

Das Interview führte Prof. Dr. Guido Siestrup, er betreut Herrn Bekavac bei der Erstellung seiner Studienarbeit während des Praxissemesters.